Den meisten Lesern ist Island wahrscheinlich als Mekka der Lachsfischerei bekannt. Fliegenfischer reisen aus allen Teilen der Welt an, um exklusiv an Beats von Blandá, Midfjardará und Co. zu fischen. Doch Island bietet noch mehr – zum Beispiel eine einmalige Seen-Fischerei auf urtümliche Bachforellen!

Wohl jeder von uns träumt nicht nur von bekannten Gewässern, sondern auch vom berühmten Geheimtipp: einem Gewässer, das kaum befischtwird, große natürliche Fischebirgt und zudem bezahlbar ist. Durch mein Interesse an Island und seiner Bachforellenfischerei habe ich mich ausführlich über das Land informiert. Der glückliche Zufall wollte es, dass ich dabei auf einen interessanten Mann  stieß: Er hat auf Island mehrere Seen gepachtet, in denen es einen fantastischen Bestand an riesigen Bachforellen geben soll. In den Gesprächen wurde deutlich, dass für diesen netten Herrn nicht das Kommerzielle im Vordergrund steht, sondern die allgemeine Liebe zur Natur und zum Fliegenfischen im Besonderen.

Nach längerer Korrespondenz lud mich dieser Mann schließlich ein, an seinen Seen zu fischen. Das passte prima in den Rahmen einer Islandtour, die ich gerade mit meinen Freunden Jan und Felix plante. Die Aussicht auf die besonderen Seen steigerte unsere Vorfreude noch einmal beträchtlich. Im Hinterkopf blieb aber dennoch eine leise Skepsis – fast zu gut klangen die Beschreibungen der fischereilichen Möglichkeiten. Erst ging es nach Skagaheidí Im Juni 2010 ging es los! Vorher wurde noch mit Bangen der Vulkanausbruch auf Island beobachtet, der für massive Einschränkungen des Flugverkehrs sorgte. Die Anreise verlief aber entgegen der ersten Befürchtungen problemlos, und die erste Woche genossen wir mit netten Menschen und Fischerei. Wir befischten ein Seengebiet im Norden sowie einige kleine Flüsse. Dort haben wir viele schöne Bachforellen, Arktische Saiblinge und Meerforellen gefangen. Keine von den ganz großen, aber durchweg wilde, bildhübsche Fische. Wir fischten mit Streamer, Nymphe oder, wenn es der Wind erlaubte, auch trocken. Die Fischerei hatte schon zu diesem Zeitpunkt unsere Hoffnungen erfüllt! Dazu beeindruckte uns eine traumhafte Landschaft, über die schon unzählige Male schwärmerisch geschrieben wurde. Zu Recht!

Im Sommer wird es auf Island nicht dunkel, und das diffuse nächtliche Licht der Mitternachtssonne zauberte eine märchenhafte Stimmung über das Land. Wir waren begeistert! Ein leises Glück legte sich auf unsere kleine Gruppe. Das Highlight unserer Reise sollte nun aber die zweite Woche werden: die Fischerei in den isländischen Highlands an den eingangs erwähnten Seen. Die Highlands liegen im Süden der Insel, nahe dem Gletscher Vatnajökull. Von Reykjavik fährt man ungefähr zwei bis zweieinhalb Stunden über die Ringautobahn 1 und die Straße 26 über Selfoss in Richtung Highlands. Hinter Selfoss verändert sich die Landschaft zusehends, die Vegetation wird langsam weniger und verschwindet dann fast völlig. Nur noch vereinzelt wachsen hier und da Moose und Flechten, die in schönem Kontrast zum schwarzen, vulkanischen Untergrund stehen. Waren wir vorher schon beeindruckt von der Landschaft – so sind wir jetzt fast sprachlos.

Eine mondartige Landschaft empfing uns, noch einmal völlig anders als alles, was wir bisher gesehen hatten. 600 Meter über dem Meeresspiegel liegen einige wohlbehütete Fischergeheimnisse: In einigen der vorhandenen Seen, die durch Vulkankrater oder aus vulkanischer Aktivität entstanden sind, leben riesige Bachforellen. Die Tiere wurden nach dem Weichen des Gletschers in den Seen eingeschlossen und können sich in kleinen Zuläufen und Quellen in den Seen reproduzieren. Die Nahrungsgrundlage der Forellen stellen Unmengen von Mücken dar. Dazu kommen Stichlinge, die ebenfalls in großen Mengen in diesen Gewässern vorkommen. Viele dieser Seen sind nur einigen Isländern bekannt, die  Jahrzehnten auf eigene Faust dieses riesige Gebiet erkundet haben – und nach eigenen Angaben eine Fischerei erlebten, die man sich im Traum nicht vorstellen kann. Und genau einer dieser Isländer wartete nun auf uns, um uns seine Seen zu zeigen und dort fischen zu lassen. Insgesamt durften wir drei unterschiedlich große Seen befischen, fernab der Zivilisation. Der durchschnittliche Fisch wiegt nach Angaben unseres Gastgebers 4 bis 5 Pfund und die größten über 20 Pfund.

Diese Seen waren jahrzehntelang für die Fischerei nicht zugänglich, und auch jetzt sind die Fischereimöglichkeiten begrenzt. „Catch and Release“ ist erwünscht, eine Entnahme für das klassische Filet am Lagerfeuer kann aber abgesprochen werden. Der Hauptteil der Fischerei ist das Streamerfischen an den Einständen der Fische – steil abfallende Kanten, Plateaus und Bacheinläufe. Wenn der Wind einschläft, soll sich aber noch eine weitere, fantastische Option ergeben: Riesige Fische steigen nach winzigen Mücken und sind mit der Trockenfliege zu fangen! Bachforellen wie aus einer anderen Welt Bald sind unsere Zelte am See aufgebaut. Wir haben uns bewusst fürs Campen direkt am Wasser entschieden, um die Fischerei besser kennenzulernen. So können wir direkt auf sich ändernde Witterungsbedingungen und damit Reaktionen der Forellen reagieren. Am ersten Tag weht an den Seen ein beständiger Wind, der  nicht stört. Ein Schlupf findet nicht statt. Wir fischen mit der Nymphe und dem Streamer.

Schon die erste Bachforelle macht uns deutlich, dass wir hier wirklich in einer anderen Welt gelandet sind: Die Kampfkraft ist schier unglaublich und hat rein gar nichts damit zu tun, was man sonst von der Bachforelle kennt. Die Kraft dieser Fische übertrifft sogar die wirklich nicht als Schwächlinge bekannten Arktischen Saiblinge. Dies hatte uns unser Gastgeber prophezeit – Fische über 5 Kilogramm gehen selbst an 8er Ruten weit ins Backing und kämpfen ausdauernder als Lachse. Nun erklärt sich auch, warum die Isländer diesen Fischen den Namen „Eiszeitforelle“ gaben – es handelt sich anscheinend um einen eigenständigen genetischen Stamm. Am Abend des zweiten Tages macht sich unsere Entscheidung bezahlt, direkt an den Seen zu übernachten. Nach einem guten Tag, den wir mit Erkundung und Nymphenfischen verbracht haben, kehren wir zurück in unser Camp. Während wir uns mit einigen Grogs am Lagerfeuer wärmen (in den Highlands hat man häufig auch im Sommer einstellige Temperaturen), wechselt – typisch Island – wieder mal das Wetter.

Der Wind schläft völlig ein, und die Seen liegen wie ein Spiegel vor uns. Nachts um drei Uhr sehen wir plötzlich weit draußen feine, vereinzelte Ringe auf dem Wasser! Aha, die Fische steigen also unter den richtigen Bedingungen, wie von unserem Gastgeber angekündigt! Felix ist zu erschöpft und verabschiedet sich ins Zelt. Jan und ich beschließen, noch ein wenig abzuwarten. Und richtig, schon bald werden die Ringe immer mehr und kommen dichter ans Ufer. Wir rüsten die 5er-Ruten zur Trockenfischerei und begeben uns an eine Seeseite, an der eine Kante dicht unter Land verläuft. Wie beim Maifliegenschlupf zeigt auch dieses Gewässer erst jetzt, welcher Bestand hier tatsächlich vorhanden ist. Überall durchbrechen große Rücken das Wasser. Inzwischen steigen in 15 bis 20 Meter Entfernung offensichtlich sehr große Forellen nach unzähligen Mücken, die jetzt verstärkt schlüpfen. Dabei ziehen die Fische ganz entspannt parallel zum Ufer und sammeln die Insekten  Selbst wirklich gut gelungene Präsentationen von Mückenimitationen werden ignoriert – die Fische drehen direkt unter der Fliege wieder ab. Also versuchen wir es mit anderen Mustern –  aber mit jedem Muster  gleiche Spiel.

Die Highlands sind das Highlight!

Wir sind recht aufgeregt, ein solcher Schlupf mit kapitalen Bachforellen wirkt nicht gerade beruhigend. Ich montiere mit zitternden Händen eine CDC Rehhaar – meine Lieblingstrockenfliege und eigentlich eine sichere Bank – und lege sie in Zugrichtung eines Fisches ab. Wie beim Maifliegenfischen, wenn die Fliege im Überangebot manchmal geringfügig aus der Menge herausstechen muss, bewege ich die Fliege leicht, bevor der Fisch sie erreichen müsste. Und richtig! Eine kurze Bugwelle, ein großer Schwall, und die Fliege sitzt! Auch dieser Fisch kämpft wie ein Löwe, nie zuvor habe ich eine Forelle am Haken gehabt, die so kräftig ist. Der Fisch geht sicher 20 Meter ins Backing, bevor ich ihn langsam unter Kontrolle bekomme. Nach einigen Minuten kann ich eine hier durchschnittliche Forelle von gut zweieinhalb Kilogramm landen.

Was für eine Schönheit! Überall große schwarze Punkte mit einigen wenigen roten Tupfern,  leichte Gelbfärbung des Körpers und vom Kiemendeckel an über die Seitenlinie ein blaues, metallisches Schimmern. Fantastisch! Trotz dieses schnellen  ist die Fischerei nicht einfach – die Fische steigen zwar bis in den Vormittag hinein, und wir können noch einige tolle Fische fangen, das im Überfluss vorhandene natürliche Nahrungsangebot macht die Fischerei allerdings anspruchsvoll. In den nächsten Tagen erarbeiten wir uns weitere schöne Fische, wir sind mehr alszufrieden – obwohl wir das erste Mal auf Island waren, konnten wir sehr erfolgreich einen kleinen Teil der wunderschönen Gewässer kennenlernen.

Dazu kam eine Trockenfliegenfischerei auf kapitale Bachforellen, die so sicherlich nur an sehr wenigen Orten der Welt möglich ist. Den Abschluss bildet ein absoluter Traumfisch – auf Sicht fange ich eine Forelle von unglaublichen 74 cm!

copyright: Fliegenfischen.de

3 Responses

  1. Gerhard Moser

    Super interessanter Artikel. Petri Heil!
    Für mich zu kostspielig! Besitze ein Wohnmobil und bleibe daher am Festland, bzw. Kroazien, Griechrnland,
    Norwegen, Schweden.

    Antworten
  2. Gerhard Moser

    Super interessanter Artikel. Petri Heil!
    Ich bin Bj. 1942, also im 70. Lebensjahr. Mitglied im Sportfischerklub Kufstein. Wir haben vier Rewire zu befische. Zweimal am Inn und einen kleinen Bach bei Kufstein und am Hechtsee bei Kufstein.Ist doch toll, oder?
    Island würde mich sicher interessieren, ist mir aber zu kostspielig! Besitze ein Wohnmobil und bleibe daher am Festland, bzw. Kroazien, Griechrnland, Norwegen, Schweden, war auch schon in Irland und England und in der Türkei. Man kann schließlich nicht alles haben.
    Gerhard Moser.

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  3. Carsten Dogs

    Hallo Gerhard,
    Danke für das nette Feedback. Dass Island teuer ist, stimmt nur bedingt. Wenn es um die berühmten Lachsflüsse geht vor allem.
    Ansonsten bietet Island eine Forellenfischerei (auch außerhalb der Highlands), die keine riesigen Löcher ins Reisebudget reißt. Zudem kann man auch mit dem eigenen Wohnmobil per Fähre anreisen, und somit auf Unterkünfte und Mietwagen verzichten. Lebensmittel sind nur etwas teurer als in Deutschland.
    Schauen sie einfach mal auf meine Webseite und schicken mir bei Fragen jederzeit gerne eine Mail an info@pukka-destinations.com.

    Lg aus Hamburg,

    Carsten Dogs

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