~kurze Ansitze über Tag~


Freizeit ist wohl für jeden von uns ein ziemlich kostbares Gut. Komplett freie Tage sind selten und vom Wochenende abgesehen, welches nicht immer für jeden aus zwei aneinander hängenden Tagen besteht, bleiben im besten Falle pro Jahr 30. zusätzliche Urlaubstage. Nun ist unsere geliebte Karpfenfischerei eine zeitaufwendige Passion.

Mag zwar für manch einen Angler eine Session über ein ganzes Wochenende eine normale oder anders ausgedrückt, eine kurze Session sein. Bei mir allerdings ist dies eher die Seltenheit, fallen Ansitze doch eher im Maximalbereich von 12 bis geschätzten 20 Stunden aus. Das ist dann eigentlich schlicht gesagt eine Nacht. Frau, Familie und andere wichtige soziale Kontakte, sei es aber auch nur mal ein Weg aufs Amt brauchen, manchmal ihre Zeit. Tagelange Sessions sind Luxus und bedürfen Urlaubsbeantragung, auf der Arbeit wie beim Partner.

Was liegt da näher, als manchmal auch die wenig verbleibende freie Zeit sinnvoll und vor allem effektiv zu nutzen?! Gerade in unserem hektischen Alltag, will jede Minuten sinnvoll geplant und verbracht werden – Warum also nicht auch einmal optimal genutzt am Wasser? Klar, es ist nicht weniger stressig oder auch unaufwendig, aber man kann ebenso in drei Stunden wie in drei Tagen manch einen schönen Fisch fangen. Bedingt durch die Tatsache meistens zwischen 15-16 Uhr Feierabend zu haben. Aber auch da meine beangelten Gewässer hier in der Umgebung in kurzer Distanz liegen, nutze ich gerne ab und an die wenige verbleibenden Stunden eines Tages am See. Die kurzen Sessions sind dabei wirklich extrem kurz und bewegen sich in der Regel zwischen 2 und 4 Stunden! In diesem Artikel möchte ich euch mein Vorgehen, Beobachtungen sowie meine Erfahrungen dar stellen. Folgende Zeilen behandeln jedoch vorrangig das Fischen über Tag.  Natürlich kann man auch bestens unter der Woche über Nacht geniale Ergebnisse erzielen. Jedoch haben hierzu wohl wenige Carper die Möglichkeit. Auch kann hierbei jedoch nicht auf zuviel Tackle verzichten werden, da wir für unsere Arbeitsfähigkeit am nächsten Tag eine gesunde Mütze voll mit Schlaf bekommen müssen. Doch zum Tackle später mehr.

Vorab und Priorität Nummer Eins ist Location und Gewässerkenntnis!

Um in wenigen Stunden erfolgreich sein zu können müssen wir die Fische „kennen“, dass heißt ihr Verhalten, gewisse Zugrouten, Aufenthaltsorte und am wichtigsten, ihr Fraßplätze – unsere zukünftigen hot Spots. Natürlich kann man auch eher planlos an einem neuen Gewässer erfolgreich sein, aber die Chance ist wohl mit guter Vorbereitung definitiv besser. Anders und ebenso eine gute Methode, ist bei einer kurzen Sessions die Zeit aktiv zu nutzen und auf „die Jagd gehen“. Gerade bei klarem Wasser und mittels einer Polbrille bewaffnet, können wir Fische finden und gezielt beangeln. Wichtig bei beiden Vorgehensweisen ist einfach einen passenden, sprich „richtigen See“, aus zu suchen. Völlig ohne Vorkenntnisse am Wasser an zu kommen macht unsere wenig gefüllte und fleißig ablaufende Sanduhr nicht wirklich voller. Man sollte einfach in groben Zügen wissen was einen erwartet. Auch aus diesem Aspekt betrachtet lasse ich das Unternehmen beziehungsweise mein Vorgehen schon einmal Revue vor dem geistigen Auge ablaufen. Dies geschieht dann meistens, begleitet von motivierender Musik, auf dem Weg zum Pool.

Am Gewässer angekommen sollte sich dann die Frage nach dem heutigen Spot auch schon erledigt haben, um dafür keine Minuten zu vergeuden. Abgesehen natürlich ich jage meinen Zielfisch und klettere wie ein Eichhörnchen durch Busch und Bäume um diesen zu suchen… Nachdem wir im vorne herein einen oder bessere natürlich für jede verfügbare Rute einzeln, uns erfolgversprechenden Platz ausgewählt haben, sind die weitern zwei Punkte besonders wichtig:

Futter

Des Karpfenanglers wohl mit liebstem Thema. Gerade bei kurzen Ansitzen ist dieses extrem wichtig. Gezieltes Vor- bzw. Befüttern der auserwählten Stellen sei dahin gestellt. Ist dies ohne weiteres möglich macht es vielleicht ja Sinn?! Ich für meinen Teil bringe selten konstant Futter ein, gerade weil mir ja die Zeit fehlt oder einfach knapp ist.

Wenn ich weiß, das mit größter Wahrscheinlichkeit Fische aktiv unterwegs sind, bedarf es wenig, aber dafür hoch attraktives wie qualitatives Beifutter. Durch zuviel eingebrachtes Futter minimieren wir im Endeffekt die potentielle Chance eines Runs erheblich. Verwendung findet daher bei mir  grundsätzlich sehr wenig Futter um dieser Gefahr etwas aus dem Weg zu gehen. Der Fisch kommt, entdeckt  meinen Hookbait – findet ihn interessant und zack… Je nach Gegebenheit verwende ich auf Grund der Lockwirkung einen Groundbait-Mix oder einfacher noch eine Mischung aus Haferflocken und interessanten Partikelködern.

Verschiedene „grelle“, also vom normalen Gewässergrund abhebende Baits, wie genante Haferflocken, mit vielen feinen Schwebeteilchen entwickeln eine starke Anziehungskraft für alle Fische. Angefangen vom kleinen Rotauge über unsere Freunde, die dicken Brassen bis hin zum Objekt der Begierde. Kleinere, schnell zerfallende Pellets sind hierfür natürlich ebenso erste Wahl, wie beispielsweise die T Pellets. Ein Mix aus verschiedenen Pellets zwischen 2-8 mm. Auch hier entstehen unter Wasser verschiedenste anziehende Reize. Vorteil hierbei hier der langer Zeitraum der Reizabgabe entstehend durch die verschiedenen Durchmesser. Kommen in meinem bevorzugten Gewässer zu viele dieser oben genannten Futterneider vor, füttere ich schlicht einen Mix Boilies, bestehend aus einer Sorte Knödel in unterschiedlichen Größen, beispielsweise 15 und 20 mm. Ein Guter Tipp ist größere Knödel mit der Schere oder besser zwischen den Fingern zu zerdrücken.

Damit vergrößern wir zudem die Oberfläche für austretende Aromen. Vollständig vom Leibe können wir uns Brasse und Co dennoch nicht halten. Aus super klaren Videoaufnahmen meines guten Freundes Marco, wissen wir wie selbst ein kleiner Rotaugenschwarm in kürzester Zeit einen Futterplatz, sogar aus gekochten Partikeln in Minuten leer räumen kann.  Doch es soll ja hier nicht um die Abwehr von Friedfischen gehen sondern über effektives Karpfenangeln in wenigen Stunden. Was jedoch in meinen Augen noch als wesentlich wichtig erscheint, ist ein ziemlich punktgenaues füttern auf das ausgelegte Rig. Von einem zu weiten streuen des Futters halte ich bei so kurzen Ansitzen nicht allzu viel. Gerade weil der Fisch auch so wenig Zeit hat, unsere Falle zu finden. Bei längeren Ansitzen kann dies dagegen wieder sinnvoll ein.

Was die Rigs und Vorfächer betrifft, so gibt es bei mir hier keine Unterschiede. Ich fische einfache Montagen, denen ich vollends vertraue. Meist findet eine Inline-Montage mit einem 4 oz. (ca. 112 g) Blei Verwendung. In der Regel werfe ich meine Ruten aus um mir den „Krach“, welcher manchmal unvermeidlich mit einem Boot entsteht, zu sparen. Auf weitere Distanzen empfiehlt sich neben diesem ein ruhiges Auslegen mit Schnorchel und Taucherbrille. Bringt nebenbei den Effekt, falls es überhaupt die Temperaturen möglich machen, ein wunderbar platziertes Hook Link und punktgenau eingebrachtes Hakenfutter zu haben.

Mein Hookbait soll natürlich sofort ins Karpfenauge fallen. Daher kommt ein Snowman (schwimmender + sinkender Boilie) oder direkt ein Pop Up an mein Haar.

Ebenfalls taktisch interessant ist anbei ebenso der Einsatz von einem Single-Hookbait. Einem attraktiven Hakenköder, wie beispielsweise ein weißer Fluo – Pop Up ohne zusätzliches Beifutter. Ein Karpfen der hier vorbei schwimmt und angezogen wird, hat keine Auswahl bis auf unseren einzelnen angebotenen Köder. Ehrlich gesagt setze ich einen Single Hookbait dennoch sehr selten ein. Gründe dafür habe ich jedoch nicht wirklich. Vielleicht einfach mehr Vertrauen, wenn gewiss ist einiges an anziehenden Freebaits neben meiner Montage liegen zu haben?!

Equipment:

Funktionelles und gleichzeitig optimiertes Tackle ist bei kurzen Ansitzen besonders von Bedeutung. Will man schließlich schnell und flexibel zu gleich sein. Grundsätzlich liegt in meinem Kombi mehr als nur das Nötigste, dennoch muss es, ist man erst einmal am Wasser angekommen und hat den Motor ausgeschalten, ruck-zuck gehen. Leichtigkeit steht vor Bequemlichkeit und so bleiben selbstverständlich Bedchair, Schlafsack oder Stuhl zurück im Kofferraum. Meist laufe ich eh nach dem Ablegen der Montagen etwas herum, fotografiere die Natur, sitze im Gras oder beobachte das Geschehen. Oder aber man bricht auf seiner Abhakematte zusammen und döst die Zeit bis der Wecker einem die Heimreise ankündigt;-) Je nach Aufwand ist manches Mal ein Trolley empfehlenswert. Dieses verweilt jedoch mehr im Keller wie im Kofferraum, auch da die Laufwege an meinen Pools bisher wirklich überschaubar sind. Im Normalfall reicht einmaliges Laufen zum Swim aus. Dabei besteht mein Set Up im groben wie folgt:

  • Ruten
  • Kescher
  • Abhakematte
  • Carryall (sprich eine Tasche)
  • Baits

Die Bissanzeiger inklusive Swinger sind im Futteral bereits auf die Bank Sticks geschraubt. Meine Angelruten sind im Vorfeld bereits vormontiert, so dass nach dem zusammen stecken des Blanks nur noch der Hookbait auf gezogen werden muss. In einem Eimer oder meinem Boilie Bag befindet sich das Futter, wie Pellets, Partikel, etc. Schließlich sind in meiner kleinen Tasche sämtliche nötigen Kleinteile vorhanden sowie Pop Up-Dose, Waage, Säcke und so weiter und so weiter. Wie ihr seht, minimal ge-tacklet und trotzdem alles Wichtige dabei.

Komme ich nun am Swim an, drücke ich zuerst die Rutenablage in den Boden, beködere die Hook Links und bereite die Futtermischung vor. Die Fallen werden schnell, aber gründlich (also wie immer) ausgelegt und möglichst punktgenau mit wenig Beifutter oder Freebaits noch interessanter gemacht. Da ich meist im Uferbereich fische ist das Werfen und Füttern selten ein größeres Problem. Ruhe dagegen hat selbstverständlich hierbei größte Priorität.

Liegen die Ruten, wartend auf den ersten Lauf, dabei nutze ich die Zeit gleich für kommende Ansitze in dem ich beispielsweise schon Hook Links vorbinde oder aber mir weiter Gedanken um eventuelle zukünftige Hot Spots mache. Wichtig ist allgemein die Produktivität der Angelstelle. Fange ich ab und an einen schönen Fisch, hat sich alles gelohnt und zwischenzeitlich kann man die ach so kostbare Zeit richtig schön nutzen und genießen…

Ich liebe es natürlich auch weiterhin unheimlich, am frühen Morgen am Pool auf zu wachen, sich die Augen zu reiben und genüsslich, am besten noch mit einem geschätzten Freund, eine feine Tasse Kaffee zu schlürfen und das Erlebte Revue passieren zu lassen. Es sind diese gewissen Momente, warum wir dieser wundervollen Leidenschaft nach gehen… Dennoch sollte man Ziele verfolgen, die zur Verfügung stehende Zeit nach Möglichkeit immer voll ausnutzen und manchmal daher einfach, auch nur für ein paar Stunden, die Rute „raus schnigge“…

In diesem Sinne, wir sehen uns am Wasser…

Patrick „Scup“  Scupin

http://scups-adventures.blogspot.com

Eine Antwort

  1. Mario Casty

    Interresanter artikel.klar ist unsere zeit immer sehr knapp. Bei mir mit familie und beruf nicht anders. Aber ich denke wir sollten uns nicht auch beim angeln noch „stressen“. Meine motivation ans wasser zu gehen ist es abzuschalten. Also denke ich mir immer bei ein zwei stunden, ich geh lieber gemùtlich was anderes machen….vieleicht auch mal eine andere art fischen…als mich in der hektik mit anfüttern ect noch mehr fertig zu machen…..aber jedem das seine….ich habs noch nie verstanden warum karpfenangler immer fast die ganze wohnungseinrichtung mitnehmen:-)

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