Nicht nur beim Ö-Film-Klassiker „Muttertag“ war der Opa schuld, sondern auch hier. So ist es zumindest in der Autorenvorstellung von „Wilde Wasser Wilde Fische“ zu lesen. Ebendieser Opa hat Olivier Portrat nämlich mit dem Angelfieber infiziert, und das Ergebnis dieser „Erkrankung“ bekommt der geneigte Leser eben in diesem spektakulären Bildband samt spannenden Angelgeschichten präsentiert.
Der deutschsprachigen Angelcommunity Olivier Portrat vorzustellen ist wohl relativ überflüssig, der fischende Weltenbummler macht immer wieder in verschiedensten Magazinen mit Bildern und Texten von sich zu reden. Bis zu neun Monaten pro Jahr ist Portrat angelnd rund um den Globus unterwegs um diese tollen Eindrücke samt den Geschichten dahinter den mitteleuropäischen Anglern zu präsentieren. Dabei hat er auch seine favorisierten Angelreviere, und genau diesen werden in „Wilde Wasser Wilde Fische“ ausgiebig geehrt.
In diesem großformatigen (rund 30 mal 30 Zentimeter) Bildband hat sich Olivier Portrat auf 176 Seiten einen echten Herzenschwunsch erfüllt und entführt die Leser von Nord- und Südamerika über den Süden Europas auch in die Mongolei oder die Nilregion. Auf wunderbar aufgeräumten Seiten mit viel Weiß- (bzw. auch Schwarzraum) lässt er große und großteils auch mehr als nur beeindruckende Bilder sprechen.

Einmal um die ganze Welt …
Dazu kommen noch tiefe (und manchmal auch kritische) Einblicke in die anglerische Grundsituation dieser Länder, von den Beginnen der Welsfischerei an Po- und Ebro über die Entwicklung bis hin zur Gegenwart wird hier genauso erzählt, wie aus der Zeit als Argentiniens Schafwolle noch heiß begehrt war und die Grundbesitzer deswegen noch kein großes Geschäft mit den Anglern machen mussten.
Portrat kennt die Situation für Petrijünger in den beschriebenen Ländern wie wohl nur wenige Menschen auf dieser Welt und berichtet in seinem Buch recht reflektiert darüber. Spannend dabei: sobald Angeldestinationen zu bequem und zu durchorganisiert zu bereisen sind, sind sie für den Globetrotter auch nicht mehr so recht interessant. Wobei es ja auch verständlich ist, die wirklich kapitalen Wildfische sind aber im Normalfall auch nicht in urbanen Kanälen zu finden, sondern fordern vom abenteuerlustigen Angler gewisse Strapazen und Entbehrungen. Das diese Regionen in der globalisierten Welt immer weniger werden ist Fakt, aber Portrat hindert es selbstverständlich nicht daran weiterhin ständig auf der Suche danach zu sein.

Spektakuläre Aufnahmen warten auf jeder Seite.

Portrat-Sprössling Maximus machte schon als Fünfjähriger einige exotische Begegnungen.
Bildbände sind stets ein bisschen eine Liebäugelei, das ist klar, dies schlägt sich meist auch im Preis nieder. So auch hier, mit 50 Euro ist „Wilde Wasser Wilde Fische“ (erhältlich ist das Buch unter anderem hier) sicherlich kein Sonderangebot, doch das Gute dabei: das muss es auch nicht sein. Zu exklusiv und gelungen sind die Aufnahmen, zu ehrlich und nah dabei die Erzählungen, insofern ist der doch recht hohe Preis meiner Meinung nach auch durchaus gerechtfertigt.
Wer sich hier einen großformatigen Reiseführer erwartet wird allerdings enttäuscht werden, „Wilde Wasser Wilde Fische“ lädt zum Schmökern, Genießen und Träumen ein, wer wirklich in diese Länder fahren will, wird sich über kurz oder lang mit weiterer Literatur/Online-Recherche konfrontiert sehen. Aber ist es nicht das, worum es bei den exotischen Zielen auch geht?
Tight lines, gue
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