Viele meinen ja immer, das es ein langer Weg ist, bis man als Angler seine Erfahrungen sammelt, Angeltechniken erlernt, eine ordentliche Fangstatistik vorweisen kann und einfach als guter Angler gilt.
Dem ist aber bei weitem nicht so! Genau genommen ist´s sogar ganz simpel, als Profi wahrgenommen zu werden! Und es geht schnell….
Damit nicht alle diesen mühsamen Weg aus Versuch und Irrtum, Misserfolg und Erfolg, Freuden und Tränen, den viel zu viele Angler auf der ganzen Welt machen mussten, auch gehen müssen, habe ich den Weg hin zum Angelprofi in elf einprägsamen Schritten zusammengefasst.

1 Besorge dir passende Ausrüstung
Selbstredend nur das exklusivste & teuerste Gerät das du finden kannst! No-Name-Sachen haben in deinem Fundus nichts verloren, taugen nichts und sind überhaupt Mist! Bei Ruten und Rollen solltest du eine Untergrenze von ca. 450.-€ pro Stück ansetzen. Des Weiteren muss eine richtige Rute für dich auf einen ganz bestimmten Einsatzzweck zugeschnitten sein. Eine Crankbaitrute darf unter keinen Umständen zum Twitchen eingesetzt werden. Allroundruten sind absolut tabu! Versuche den Anteil von Stationärrollen auf ein Minimum zu beschränken! Baitcaster sind im Einsatz einfach schneller. Und bei deiner Angelei kommt´s auf jede Sekunde an! Kleinteile wie Haken, Wirbel und Sprengringe sind nicht so wichtig, weil danach niemand frägt. Derzeitiges High-End-Tackle kommt aus Japan. Die Zeiten der Schweden, US-Amerikaner und Holländer sind definitiv vorbei. Achte auch immer auf Trends. Das Angeln ist schnelllebig. Angeblich soll eine neue Wunderrute aus Kirgisistan demnächst vorgestellt werden, die den 360°-Voodoo-Loop schon vorinstalliert hat und sich auf Wunsch sogar bis zum 1080 upgraden lässt! Sollte dein Budget so ein neues Gerät nicht hergeben, gibt’s ja immer noch den guten, alten Dispo bei der Bank!
2
Besorge dir Angelkarten
Viele! Ganz viele! Eigentlich alle, die zu bekommen sind! Es lohnt sich nicht, sich nur auf ein oder zwei Gewässer festzulegen! Stell dir vor, es wird irgendwo ein großer Fisch gefangen und du kannst dort nicht Angeln! Eine Katastrophe!!!! Wenn du mitbekommst, dass irgendwo ein großer Fisch gefangen wurde, fahr hin und befische das Gewässer mindestens einen Nachmittag, vielleicht sogar zwei. Solltest du dann immer noch nicht deinen Wunschfisch gefangen haben, war die Meldung eine Ente! (Was du natürlich sofort öffentlich anmerken solltest!)
3 Ein Boot muss her
Unbedingt! Die Kapitalen werden praktisch ausschließlich vom Boot aus gefangen. Solltest du in deiner Nähe nicht vom Boot fischen dürfen – kein Problem! Du hast ja genügend Angelkarten, da wird schon was dabei sein. Selbstverständlich gehört auf das Boot ein Echolot! Ohne geht ja nun mal gar nicht! Ein Hightec-Echolot ist praktisch eine Fanggarantie in Kastenform. IMMER! Es sind keine Fälle bekannt, in denen ein Angler schneiderte, wenn er ein solches Gerät an Bord hatte! Gewässerkenntnis und Erfahrung ist restlos überbewertet! Es gibt keinen Vorsprung, den man nicht mit Technik wettmachen könnte!
4 Buche Angelurlaube
Anfänglich am besten zu Zielen, wo es Fische gibt, die auch bei uns vorkommen. Es sollte dein Ziel sein, die Big-Four (Hecht, Zander, Waller, Karpfen) in kapitalen Größen auf ein Foto zu bringen. Achte darauf, dass kein Guide oder dessen Werbung auf dem Foto zu sehen ist. Es ist ja dein Fisch und du bist auf dem Weg zum Profi!
Es ist immer nachhaltig, den Fisch immer so zu fotografieren, dass man keine Rückschlüsse auf das Gewässer oder den Fänger erhält. Also den Fisch liegend auf dem Bootsboden, im Gras oder gegen den Horizont ablichten. So lässt sich später der Fangort schnell mal um´s Hauseck verlegen.
Bist du in deiner Umgebung als Profi anerkannt, darf´s natürlich auch mal ein Hai, Tarpoon, Sail oder Marlin sein. Aber alles zu seiner Zeit!
5 Gewöhne dir eine angemessene Ausdrucksweise an
Deine Ruten sind nicht mehr aus schnödem Carbon – deine sind aus Compile X-Fasern, Biofiber oder Materialien die die NASA entwickelt und getestet hat! Ein Wurfgewicht haben die auch nicht mehr in Gramm sondern Ounze, die Länge wird in Fuß gemessen und eine Angabe der Line darf natürlich nicht fehlen. Einen Wobbler fischst du natürlich auch nicht! Du hast Twich-, Jerk-, Pull-, Crank- und Wake-Baits! Beim Karpfenfischen übernachtest du im Bivie, während dein Anti-Blow-Out-Rig an den Spots liegt. Wohl klar, das du dort nicht mit Grundfutter sondern Ground-Mix gefüttert hast!
6 Mache dich kenntlich
Profiangler sehen nicht aus wie die anderen! Besorge dir Kleidung in auffälligen Farben. Am besten mit Logos und Motiven der derzeit angesagten Firmen. Ideal ist es, wenn noch irgendwie das Wort „Team“ mit dabei ist. So etwas vermittelt Wissen und geheime Hintergrundkenntnisse. Kein amerikanischer oder japanischer Bass-Pro käme auf die Idee mit brauner oder grüner Kleidung sein Boot zu besteigen.
7 Wissen ist Macht
Du brauchst umfassende Informationen. Kein Thema darf dir fremd, kein Gerät unbekannt sein. Es soll doch nicht passieren, dass du bei einem Thema nichts beizutragen hast! Dabei ist die Tiefe des Wissens nicht entscheidend, sondern die Breite. Sollte sich am Wasser oder in der Kneipe eine Unterhaltung doch mal im Detail verlieren, erwähne, das du noch dringend zwei, drei Spots absuchen musst, bevor deinem Session zu Ende ist, weil die Boilieküche wartet oder du dringend einen neuen No-Action-Shad testen musst und verschwinde. Derlei Infos sind leicht zu beschaffen. Zuerst lernst du die Kataloge der Hersteller. Im Schritte zwei abonnierst du die einschlägigen Printmagazine in allen Sprachen, die du auch nur halbwegs entziffern kannst.Mit dieser Vorbildung bist du bereit, dich in allen betreffenden Online-Foren anzumelden. Dort kannst du dir viel Wissen aneignen und auch schon viel Wissen aus den Katalogen und Magazinen weitergeben. Bedenke aber immer, dass es DEIN Wissen ist, das du weitergibst. Keinesfalls hast du es irgendwo gelesen! Eine gute Floskel ist immer „mein Kumpel hat…“ oder „ich hab einen gesehen, der hat…“. Auf jeden Fall warst du dabei und hast es gesehen und probiert, wenn´s um irgendwas geht! Prominente Namen zu erwähnen schadet hier nie!
8 Du fängst!
Immer! Es sind viele Fische und die sind groß! Es geht auch flott! Langes rumfischen ist dir fast unbekannt! Eine halbe bis maximal eine Stunde dauert es bei dir, bis der erste Fisch hängt. Aber Vorsicht! Nicht vergessen, auch mal den einen oder anderen kleinen, bzw. untermassigen, einzubauen. Der eine oder andere Schneidertag kann auch nicht schaden. Ansonsten wirst du schnell unglaubwürdig. Du kannst dabei ja erwähnen, dass es dich stört, wenn immer wieder so Kleine kommen oder dass du gerade einen „Antilauf“ hast. Du solltest auch erklären können, warum es bei dir so funktioniert. Das kann ein überlegener Köder, die Rute oder Schnur sein, aber auch einfach „das Gespür“. Alles Fakten, die sich nicht gut nachprüfen lassen. Daher hervorragend für dich geeignet.
9 Lass dich nicht Linken!
Dein Erfolg wird bald Neider auf dem Plan rufen. Sie werden versuchen hinter die Geheimnisse deiner Erfolge zu kommen. Zum Beispiel werden sie anbieten, mit dir Angeln zu gehen. Daran ist nichts Falsches und du kannst es gerne machen. Wird dabei nichts gefangen, lieferst du als Erklärung, dass du ja wohl selbstverständlich niemand an deine geheimen Hot-Spots mitnimmst, die du hart erarbeitet hast und alle Tricks verrätst. Da die allermeisten Angler selber so handeln, wird jeder diese Erklärung akzeptieren.
10 Grenze dich ab!
Du bist nicht wie die anderen! Die anderen gehen Angeln, du gehst Fangen! Zeig es! Bittet dich ein anderer Angler um deine Meinung zu Gerät, einer gewissen Situation oder Gewässer, lächle nur abfällig und erkläre ihm, dass er im Grunde alles falsch gemacht hat. Natürlich wäre dir dieser Lapsus nie passiert, dein Gerät wäre auf alle Fälle besser und du angelst auch in wesentlich besseren Gewässern, in denen du bei weitem mehr und größere fängst! Machst du das nicht, fühlt sich der andere Angler in seinem Tun bestätigt und sich mit dir auf Augenhöhe – und das geht ja mal gar nicht!
Bestehende Regeln in den Angelkarten sind auch sehr dehnbar. Wie hoch ist schon das Risiko, mit der dritten Rute im Wasser erwischt zu werden? Oder mit dem (verbotenen) Echolot auf dem Boot? Wenn das Angeln um ein Uhr Nachts eingestellt werden muss, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kontrolleur am Wasser ist, auch nicht mehr allzu hoch.
Denk dran: Du bist der Profi! Im Krieg und in der Liebe sind alle Waffen erlaubt!
11 Klappern gehört zum Handwerk
Zu guter Letzt, der wohl wichtigste Punkt:
Was hilft das ganze Profidasein, die ganze Luxusausrüstung und deine überragenden Fänge, wenn niemand davon erfährt? Richtig – NIX!
Du musst also dafür sorgen, dass andere von deinen Glanztaten erfahren!
Belasse es beim Zusammentreffen mit anderen Anglern nicht beim obligatorischen „Servus“, „guten Tag“, „Heidiho“ oder welchem Gruß auch immer! Geh hin und sprich mit deinen potentiellen Bewunderern! Zeig ihnen Fotos deiner Fänge, erzähle breit und ausführlich über spannende Drills und lass sie dein Gerät bewundern. Dabei ganz wichtig: Lass sie dein Gerät mal in die Hand nehmen.
Das ist wie bei kleinen Kindern: Erst was zum Spielen geben und dann wegnehmen!
Bewunderung wird dir sicher sein!

Hältst du dich an die aufgeführten Punkte, wirst du innerhalb recht kurzer Zeit zu einem gefragten Gesprächs- und Angelpartner werden. Darüber hinaus steigert dieses Verhalten auch das Selbstvertrauen erstaunlich. Solltest du also damit Probleme haben, die eine längere Gesprächstherapie verlangen würden, kannst du somit alles mögliche kompensieren.

Solltest du jemand kennen, der derartige Verhaltensweisen an den Tag legt, verurteile ihn nicht pauschal, sondern akzeptiere, das er sich auf dem Weg zum Angelprofi befindet, dabei möglicherweise schwere psychische Störungen verarbeitet oder einfach ein Proll ist!

Im schlimmsten Fall erkennt du dich jetzt in den vorherigen Ausführungen selbst. Dann kann ich dir nur raten, einen Sponsorenvertrag bei einem großen Angelgerätehersteller anzustreben, deine Mitangler mit deinem affektierten Gehabe zu verschonen, lernen wie Angeln richtig funktioniert wird und endlich mal die lange überfällige Therapie zu machen! Auch die meisten und größten Fische, das teuerste Tackle, werden dein bestes Teil nicht vergrößern!

9 Responses

  1. Angelschule NORD

    Super Text, aber etwas mehr wissen über das Angeln sollte man schon. Ob da Zeitschriften reichen, wage ich zu bezweifeln. Trotzdem sehr netter Text. Beste Grüße, Jan Pusch, Angelschule NORD

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  2. Zucki

    Sehr guter Beitrag endlich hat jemand mal da harte Leben von uns Profis der gemeinen Allroundangler Szene näher gebracht! Die meisten sehen ja nur die Dicken Fische die wir Profis täglich haufen weise fangen.

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  3. Gerhard Sauer

    Hey Leute!
    Schön das ihr mit meinem Geschreibsel Spaß habt! Freut mich!
    Und so frei erfunden wie manch einer glauben mag, sind die o.g. Punkte (leider) nicht!
    Zwar hab ich die Sachen noch ein bisserl überspannt, aber es gibt für fast alle Punkte lebende Vorbilder!
    Bei allem Ehrgeiz und Erfolgshunger ist mir so ein Proletentum von Grund auf zuwider!!!!

    Die genannten Tip´s zu befolgen ist sicher der kürzeste Weg in die anglerische Isolation! Zurecht, wie ich festhalten möchte!

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  4. Mario Casty

    Du hast noch was vergessen……
    Punkt 12: wenn alles nicht hilft, eineb schönheitschirurgen suchen, und dir zwei titten machen lassen. Dann dich mit wels und co im knappen bikini im schlamm fotografieren lassen…..
    Dann brauchst du auch nicht mehr zeitschriften lesen….

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  5. AglelKurt

    hihihi!

    musste ziemlich lachen bei der Anleitung, habe mich da an meine Anfängerzeiten erinnert, war schon ein Traum…. keiner wollte einem zeigen wo die wirklich angeln! zum Glück gab es dann das Internet und alles wurde einfacher! Irgendeiner hat sich immer verplappert!

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