Obwohl es Mitte des Jahres ist, bedecken graue Wolken den Himmel. Schüler, wie Sommerurlauber ziehen lange Gesichter. Fast verständlich, ist dem Gefasel der Wetterfrösche trotz modernster Methoden keine zwei Tage im Vorfeld zu glauben. Für meinen Teil kann ich mir ein Lächeln nicht ganz verkneifen. Was gibt es besseres für unsere Leidenschaft, wenn der Sommer buchstäblich ins Wasser fällt?! Zusätzlich weht eine recht frische Brise, was mich nur umso mehr motiviert zu dieser Jahreszeit ans Wasser zu fahren. Am Gewässer angekommen, fällt jedoch auch meine Laune schnell in den Keller – überall Kraut!

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Kurz vor dem favorisierten Spot wachsen die Wasserpflanzen so dicht, dass es fast schon einer Mauer ähnelt. Da nun über diese Barriere gefischt werden müsste, wäre der Fischverlust schon garantiert. Fische mit hoher wahrscheinlicher Absicht in Gefahr bringen und eventuell einen Abriss provozieren…ein „no go“ für mich. Plötzlich dreht ein dicker Karpfen gegenüber dem Krautfeld, direkt auf meiner Stelle.

Trotzdem einen Ansitz wagen?

…Szenen-Wechsel…

Endlich Herbst, endlich Urlaub. Knapp über eine Woche Auszeit vom Alltag und der einzige mögliche Stress geht nur noch vom Fischen aus. Vor mir liegt ein wunderschöner, riesiger französischen Stausee. Das Auto ist sicher geparkt, mein Schlauchboot aufgepumpt wie beladen. Fast kein anderer Angler scheint hier zu sein. Schnell ist ein idealer Swim gefunden von dem aus jede Rute auf einem nahezu sicheren Hot Spot abgelegt werden kann. Die Begeisterung schwappt nach einem zweiten Blick auf das Echolot allerdings schnell ins Negative um. Direkt vor der Angelstelle ist ein wahrer Wald aus Baumstümpfen. Nur allzu typisch für geliebtes Frankreich. Mit starrem Blick auf das deutliche Signal des Echolots stellt sich wieder diese Frage.

Trotzdem einen Ansitz wagen?

…ja – mit SUBFLOATS
Einleitung Story_1.1

Subfloat, schnell vor Ort montiert.

Exemplarisch wollte ich als Einleitung hier vorab einmal kurz zwei gar nicht so unwahrscheinliche Situationen beim Fischen beschreiben. Viel zu oft fressen oder halten sich die Karpfen in Bereichen auf, die für uns Angler schwer zu befischen sind. Für beide genannten Varianten, beziehungsweise auch ähnliche Gegebenheiten gibt es eine Lösung oder nennen wir es lieber Verbesserung. Manch einer mag an dieser Stelle bereits wissen, auf welches Hilfsmittel ich hinaus möchte… Das Fischen mit SUBFLOATS.

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Dicker Cassien-Spiegler mit Hilfe Subfloat gelandet.

!Vorneweg obliegt es jedoch wieder mir, als Autor eines solchen Artikels kurz ein persönliches Statement abzugeben. Fischen vor Hindernissen, eigentlich schon ein Tabu-Thema für sich, sollte die Ausnahme von der Regel sein! Wir würden verantwortungslos handeln, wenn wir mit dem Gedanken eines wahrscheinlichen Abrisses, was einen Fischerverlust bedeutet, die Montage ablegen würden. Grundsätzlich, wie bei vielen anderen Dingen, sind wir für unser Handeln und die Kreatur im Wasser verantwortlich. Pauschal kann man nicht sagen; ab mit dem Rig zwischen die versunkenen Bäume, nur weil hier die dicken Brummer stehen. Auch die optimale Montage will gewählt sein. Safety First lautet schließlich nicht nur die Regel in Liebesdingen… ;-) Es gilt einfach die richtige Entscheidung unter Berücksichtigung der vorkommenden Umstände mit gesundem Menschenverstand zu treffen. Dabei sollte bis ins Detail unter Vorsicht gedacht werden. Wenn die Verhältnisse so vorliegen, wie exemplarisch in oben genannten Beispielen beschrieben, kann die Verwendung von Subfloats Sinn machen und dafür sorgen, manchen Fisch sicherfür sich im Kescher verbuchen zu dürfen.

Aufbau_Zubehör_Montage_7.4

fertiges Subfloat

Kurz angerissen, sind „Subfloats“ zusätzliche auf der Hauptschnur montierte Auftriebsköder, um so über Hindernisse hinweg zu fischen. Diese sollen dafür sorgen, dass die Schnur nicht gleich Richtung Rig, beziehungsweise Blei, auf den Gewässergrund geht sondern zum Auftriebskörper hin. Was heißt, die Hauptschnur läuft in der Regel stark an der Wasseroberfläche entlang. Vom Blei aus betrachtet, verläuft diese dann senkrecht beziehungsweise steil nach oben, also zum Auftriebskörper hin. Weiterhin soll natürlich verhindert, vielleicht eher die Wahrscheinlichkeit minimiert, werden das die Fische nach dem Haken quer durch beispielsweise Baumstümpfe oder ähnliches schwimmen und sich dabei verheddern, da die Schnur permanent nach oben geht.

Kommt es nun zu einem Biss, bekommt man in der Regel den gewohnten Run. Der Bissanzeiger schreit und der Fisch nimmt, zumindest kurz, einige Meter von der Rolle. Jetzt kommt der gravierende Unterschied zum „normalen“ Karpfenangeln – ich nehme die Rute in die Hand, setze keinen Anschlag (viele Angler machen das nebenbei gesagt mittlerweile eh nicht mehr, verwenden wir ja „Selbsthakemontagen“…) und öffne umgehend den Rollenbügel. Nun heißt es, ab ins Boot und dem Karpfen entgegenrudern. Persönlich kurble ich bereits in unregelmäßigen Abständen immer etwas Hauptschnur ein, um zum einen nicht Gefahr zu laufen mich mit dem Boot beim Rudern zu verheddern, aber auch um zu erkennen wo der Fisch den steht oder gegebenenfalls schwimmt. Erst wenn man so ziemlich direkt über dem Schuppmann ist, beziehungsweise weit genug über dem überangelten Hindernis beginnt der eigentliche Drill, soweit dann auch nach bekanntem Ablaufschema.

Also im Endeffekt ist das Ganze nicht wirklich sonderlich kompliziert, es ist schlichtweg anfangs etwas ungewohnt. Wobei ich mich hierbei gerne in die Reihe der zuerst ablehnenden Pessimisten oder sagen wir mal Ungläubigen stellen müsste. Aber leider gibt es einfach gewisse Situationen, wo der Einsatz von Subfloats uns wirklich vor manchem Fischverlust bewahren kann.

technischen Details

technischen Details

Kommen wir zu den technischen Details. Der Aufbau ist eigentlich kinderleicht und besteht nur aus genanntem Auftriebskörper sowie einem Schnurstopper (Laufknoten und Kunstperle aus Silikon) zum Einstellen der Tiefe.

An dieser Stelle möchte ich zwei verschiedene Varianten der eigentlichen Auftriebskörper vorstellen.

 

Subfloat Variante 1 – Standard / Eigenbau

Einzelteile: Styroporkugel (aus dem Baumarkt oder Bastelladen), mit grünem Kunststoff ummantelter Wickeldraht, normaler Karpfenwirbel „RingSwivels“

Hierbei entsteht der eigentliche Auftriebskörper im Eigenbau. Ein Stück Wickeldraht, circa doppelt so lang wie der Durchmesser der Kugel, wird zu einer Schlaufe zusammengelegt, in welche der Wirbel kommt und mit dem offenen zwei Enden durch das Styropor geschoben. Nun schaut aus der einen Seite eine kleine Schlaufe mit Wirbel und aus der anderen die einzelnen Drahtenden heraus. Die Enden werden als Sicherheitsfunktion umgebogen sowie regelrecht verankert, das heißt eingedrückt. Fertig ist unser Subfloat.

 

Subfloat Variante 2 – Deluxe Zubehör / Fertig-Kits

Subfloat_ready-to-use_1.5

Einzelteile: fertiges Subfloat*, Subfloatschnur sog, Subline*

(*Produkte von carpspot.de)

 

Natürlich ist diese Möglichkeit preislich minimal höher, im Vergleich zum Eigenbau. Doch neben der eigenen Bequemlichkeit gibt es für mich einige Hintergedanken, welche für genanntes Equipment sprechen. Die Tatsache, dass ich abgesehen von meinen verwendeten Hookbaits, gerne ziemlich unauffällig fische steht natürlich irgendwo im krassen Gegensatz zum Thema Subfloat. Ist es beim Pop Up die schöne, grelle Farbe, welche uns hoffentlich den ersehnten Biggie an den Haken lockt , kann ich mir genauso gut vorstellen, dass ein Tennisballgroßer weißer Styroporkörper eventuell doch manchen Fisch abschrecken könnte. Wobei weiß ja die am besten im Wasser sichtbare Farbe ist… Da fühle ich mich einfach mit einem grünlichen, also getarnten Auftriebskörper wohler. Klar, theoretisch ist die Kugel immer noch sichtbar, nur reflektiert jede andere Farbe eben weniger Licht und ist somit auf jeden Fall weniger auffällig. Dazu natürlich noch die relativ steil, senkrecht zur Oberfläche gehende Schnur von unseren Blei aus. Stößt ein Fisch hier dagegen, liegt die Wahrscheinlichkeit nahe, dass sich dieser schnell aus dem Staub macht. Selbstverständlich ist das jetzt der worst-case, also schlimmste Fall, aber ich mache mir gerne im Vorfeld über jetmögliche Situation Gedanken vorab. Daher ist für mich der Einsatz der Subline in stark mit Subfloats befischten Gewässern oder allgemein Pools mit extremen hohen Angeldruck sinnvoll. Zwar ist die nach oben ragende Schnur immer noch da, jedoch ist sie gut getarnt und erinnert den Karpfen (hoffentlich) eher an eine Wasserpflanze, als die nahende Gefahr des gehakt werden, ausgehend von stark gespannter Monofiler. Letzteres genanntes passiert bei der normalen Nahrungsaufnahme schließlich regelmäßig und sollte den Schuppenträger nicht verunsichern. Diese sogenannte Subline ist um die 135 Zentimeter lang und denkt somit genau den groben Radius der fressenden Fische auf dem Gewässerboden ab. Im Innern ist übrigens eine 0,25 mm Spiderwire verarbeitet, also ohne Bedenken ausgezeichnet stabil.

 

Montage:

Zusätzlich zu beiden Varianten benötigt man dann nur noch eine Kunststoff- bzw. Gummiperle sowie Laufknoten.

Aufbau_Zubehör_Montage_2.1

 

 

Laufknoten_11

Laufknoten_10

Montiert werden diese beiden Varianten absolut analog. Auf die Haupt- oder Schlagschnur kommt zuerst der Schnurstopper. Ich selbst binde dafür einen Grinner-Knoten mit einem etwas dickeren geflochtenen Vorfachmaterial direkt auf die Schnur. Dann folgt eine kleine Perle als Stopp für das Subfloat. Nun kommt noch das Subfloat selbst, wobei selbstverständlich die Schnur durch den Wirbel verläuft. Das war es schon. Das Ganze endet dann in einem Safety System mit Rig Tube zum maximalen Schutz des Fisches. Der Auftriebskörper gleitet nun an der Line entlang und mittels Schnurstopper wird die gewünschte Tiefe eingestellt. Verwendet man oben genannte Subline wird diese eben noch zwischen Hook Link also ab dem Blei und Haupt- oder Schlagschnur geschaltet.

Diesen kann man zwar käuflich erwerben, doch die schnelle Herstellung ist absolut simpel. Man nimmt ein Stück geflochtenes Hook Link, Durchmesser eigentlich egal, und bindet es via Grinner Knoten direkt an die Hauptschnur – fertig!

Laufknoten selber binden

OLYMPUS DIGITAL CAMERADie fertige Montage inklusive Subfloat wird mittels Boot zur auserwählten Angelstelle gebracht. Nach dem Ablegen wird am Ufer zurück angekommen leicht ankurbeln und die Schnur gespannt. Nicht mit Gewalt, da wir den Auftriebskörper dann nur mit Wucht weiter nach unten drücken würden und uns im schlimmsten Falle noch unsere Montage verziehen könnten.

 

Die Styroporkugeln, beziehungsweise Auftriebskörper sollten natürlich nicht von vorne herein das Blei vom Grund anheben. Ich verwende Kugeln mit einem Durchmesser von maximal 6 Zentimeter. Bedingt durch das Gegenwirken der auftreibenden Styroporkugel sollte man dadurch zu schwereren Bleien greifen um einen guten Hakeffekt zu gewährleisten. Ich setze Bleie zwischen 5,5 und 7 oz., also ab ca. 150 Gramm ein. Beim Einstellen der Tiefe hat es sich für mich bewährt im Vergleich zur situationsbedingten Tiefe, das Subfloat etwas unter der Oberfläche zu positionieren. Bei einer Angeltiefe von guten 6,5 bis 7,5 Metern, stelle ich den Laufknoten so, dass das Float grob geschätzt einen halben bis guten Meter unter Wasser ist.

Subfloat_im_Einsatz_2.2

Fazit

Abschließend für die Vorstellung dieses genialen Hilfsmittels, noch mein persönliches Fazit. Das Subfloat bietet uns als Karpfenangler wirklich eine optimale Lösung, um beispielsweise über versunkenen Baumstümpfe oder Barrieren aus Kraut zu fischen. Dennoch sollten wir immer mit Bedacht handeln, schließlich steht die Sicherheit für den Fisch an erster Stelle. Nur weil man ein Subfloat aufgezogen hat, ist das kein Freifahrtschein direkt mitten in einem Unterwassergehölz zu fischen.

Impression_1.1

Auf meinen Ruten sind in der Regel keine Floats vorab montiert. Da bei mir diese Vorgehensweise eigentlich meist beim Fischen in Frankreich eingesetzt wird, packe ich die wenigen Utensilien einfach mit ein und entscheide situationsbedingt vor Ort. Wie ihr gesehen habt, ist es wirklich kein großer Aufwand und ist schnell erledigt.

Trotz genannter Vorteile ist in meinen Augen eine auf dem Gewässerboden verlaufende Hauptschnur, Leadcore oder Rig Tube immer noch die effektivste Methode um unauffällig unseren schuppigen Freunden eine Falle zu stellen.

 

…und wenn dann doch mal die Hindernisse im Weg sind, probier’s mal mit ‘nem Subfloat!

 

In diesem Sinne, wir sehen uns am Wasser!

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Patrick ‘Scup’ Scupin

scups-adventures.blogspot.de

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