Schlechte Fischbestände und ein Rückgang der Jungangler sind Alarmsignale für den Angelsport. Dem nicht genug werden Angler immer öfter als Tierquäler dargestellt und Tierschutzorganisationen wie die Peta führen geschmacklose Hetzkampagnen gegen den Angelsport mit Slogans wie „Dein Papa tötet Tiere“.  Einigkeit und eine gemeinsame Linie aller Angler ist gefragter denn je.

Aber ganz im Gegenteil, das Thema Catch and Release spaltet die Fischergemeinschaft und macht den Angelsport angreifbar. Catch and Release, die Praxis Fische zu fangen und diese meist nach einem Erinnerungsfoto wieder freizulassen, ist unter Österreichs Fischern weit verbreitet, aber nicht von allen gerne gesehen. In Deutschland ist diese Praxis gar verboten, wird aber im „Geheimen“ praktiziert.

Ich denke, „selective Harvesting“ (selektive Fischentnahme) ist der beste Kompromiß, den man machen kann.

Was ist die Ursache für diese unterschiedlichen Standpunkte unter den Fischern? Im Zuge der Recherchen zu diesem Artikel führten wir Interviews mit bekannten Angelprofis wie Christof Menz , Jan Eggers, Simon Crow und Uli Beyer. Wir sprachen mit vielen Freizeitanglern und Nichtanglern. Es kamen immer wieder zwei Reaktionen.

1.)     Warum soll Catch and Release verboten werden. Ein Zurücksetzen ist doch besser für den Fisch!

2.)     Ich verstehe Catch and Release nicht. Warum geht man Fischen wenn man keinen Fisch entnehmen will?

Warum gehen wir eigentlich angeln? Es kann nicht die Nahrungsbeschaffung sein. Im Supermarkt bekommt man einfach und bequem frischen Fisch. Ist es nicht vielmehr der uns seit Urzeiten innewohnende Jagdtrieb und die für viele Angler magische Anziehungskraft des Elements Wasser?

Vielen Anglern geht es nicht um den Fisch als Nahrung sondern um das Erlebnis „Angeln“. Diese Angler setzen gefangene Fische wieder zurück, mit der Absicht zukünftige Fänge zu sichern. Jan Eggers, europaweit als Hechtpapst bekannt, bringt es auf den Punkt: „Angler wollen Fische fangen und was es nicht gibt, kann man nicht fangen.“  Auf der anderen Seite stehen Angler, die das Fangkontingent immer ausnutzen und alle gefangenen Fische entnehmen. Klar, wenn diese beiden Seiten an einem Gewässer zusammentreffen gibt es Streit.

„Angler wollen Fische fangen und was es nicht gibt, kann man nicht fangen.“

Von der Praxis am Wasser zur Theorie in den Gesetzbüchern. Der §5 des österreichischen Tierschutzgesetzes verbietet „einem Tier ungerechtfertigt Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen oder es in schwere Angst zu versetzen.“, wobei die Ausübung der Jagd und Fischerei noch von diesem Gesetz ausgenommen ist.

Im deutschen Recht ist die Fischerei nicht vom Tierschutzgesetz ausgenommen. Die Pressemeldung der  Staatsanwaltschaft Detmol zum Fall eines verurteilten Karpfenfischers der Catch and Release betrieben hat, verdeutlicht den Standpunkt der deutschen Gesetzgebung:  „Angeln zum Zwecke der Selbstdarstellung und des Auslebens persönlicher „sportlicher“ Ambitionen – also nicht zum Nahrungserwerb – sei mit dem Gesetz nicht vereinbar.“

Wie in Österreich ist Catch and Release aber auch in Deutschland eine gängige Praxis. In Deutschland wird Catch and Release nur mehr im Geheimen praktiziert. Der Angelsport wird kriminalisiert.

C&R ist wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, dass wir auch noch in naher Zukunft Fischbestände in unseren Flüssen haben.

Ein Blick ins europäische Ausland eröffnet andere Wege als den Deutschen. Der Holländer Jan Eggers, seit 42 Jahren Kärntenfan, veranstaltet Jahr für Jahr Raubfischseminare in Österreich und den Niederlanden. Ein Vergleich zeigt erschreckende Unterschiede: „Mit 30 Leuten fangen wir bei einem Seminar in Holland 120-180 Hechte in 2 Tagen, in Österreich gerade mal 10“. Jan Eggers erklärt, dass in Holland in den 60iger und 70iger Jahren der Hechtbestand massiv bedroht war. Damals wurde ein ganzjähriges Entnahmeverbot für Hechte eingeführt. „Am Anfang gab es Probleme. Gerade ältere Angler waren dagegen.“ Seit dem entwickeln sich die Hechtbestände jedoch sehr gut. Jan Eggers erzählt von Meterhechten, die heutzutage in Holland nichts Besonderes mehr sind und glaubt an die Selbstregulierung der Natur: „Zuviel Hechte gibt es nicht. Wenn es zu viele Hechte gibt fressen sie sich gegenseitig“.

Während in Österreich ein massiver Rückgang der Jungfischer verzeichnet wird, freut sich der Niederländische Angelsport großer Beliebtheit. Jan Eggers erzählt begeistert von Fischersendungen im holländischen Fernsehen,  Sportfischerschulen, einem zentralen Verband  – Sportvisserij Nederland –  der die Interessen der rund 2. Millionen Anglern vertritt und den sehr starken Zuwächsen bei Junganglern.

Christof Menz, passionierter Fliegenfischer und Angelguide, ist sieht in C&R eine Chance für die Fischbestände. Aufgrund von Verbauungen, Kraftwerken oder auch dem Kormoranproblem sind die Bestände schon so stark dezimiert, dass viele Gewässer keine zusätzliche Entnahme verkraften können. „C&R ist wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, dass wir auch noch in naher Zukunft Fischbestände in unseren Flüssen haben.“

Mit der Verschlechterung der Fischbestände in unseren natürlichen Gewässern steigt die Anzahl der Angelteiche. In Verruf geraten  sind so genannte Paylakes, Teichanlagen die Catch and Release vorschreiben und in denen Fische oft sehr schlechte Bedingungen vorfinden. Je dichter der Fischbestand, desto aussichtsreicher die Chancen für Angler und desto mehr Geld lässt sich mit einer solchen Teichanlage verdienen.

Zu den fehlenden gestzlichen Bestimmungen bei Paylakes: „Das ist verrückt, denn schließlich gibt es auch Gesetze für die Haltung von Rindern, Schweinen, Pferden und Haustieren.“

Der Buchautor Simon Crow angelte weltweit an 300 Gewässern gezielt auf Karpfen und ist ein weit über die Grenzen Englands anerkannter Karpfenspezialist. Er sieht das Problem in fehlenden Vorschriften die das Betreiben von Teichanalagen regelt.  „Das ist verrückt, denn schließlich gibt es auch Gesetze für die Haltung von Rindern, Schweinen, Pferden und Haustieren.“

Nicht nur die 4 interviewten Angelprofis sind strikt gegen ein Catch and Release Verbot. Auch die Mehrzahl der Angler lehnt ein solches Verbot ab. Die Umfrage im www.angelforum.at brachte ein deutliches Ergebnis. 90% der Angler sind gegen ein Verbot von Catch and Release.

Auf der anderen Seite gibt es wahrscheinlich genau so viele Gegner eines Catch and Release Gebotes. Vielleicht ist diese Schwarzweißmalerei, Catch and Release ja oder nein,  genau das Problem und wir Angler sollten den Begriff Catch and Release aus unseren Diskussionen verbannen?

Wir Angler brauchen eine gemeinsame Linie, die nicht Schwarz oder Weiß ist. Uli Beyer teilt diese Meinung und tritt für den Mittelweg selective harvesting (Selektive Entnahme) ein. „Einen generellen Tötungszwang durch ein Verbot von Catch & Release halte ich für ebenso falsch, wie totales Catch & Release. Für die Entnahme von Fischen sollte es Regeln wie z.B. Zwischenschonmaße  geben, um wertvolle Fische eines Gewässers schützen zu können.“

Fakt ist, die Fischbestände an vielen Gewässern sind schon seit Jahren rückgängig. Klar ist auch, dass wir Fischer dieser Entwicklung durch intelligente Fischentnahme entgegentreten können. So lange jedoch ein Angler große, laichstarke Fische zurücksetzt und beim Nachbar jeder gefangene Fisch im Kochtopf landet, werden wir Fischer uns nie einig und es wird ein Streitthema bleiben.

Mein Appell an alle Fischer und im Besonderen an unsere Interessensvertreter. Hören wir auf das Symptom Catch and Release zu diskutieren und beginnen wir sinnvolle Maßnahmen gegen die Ursachen dieser Diskussion zu finden.

  1. Strengere Entnahmeregeln hinsichtlich Menge und Mindestfangmaß zum Schutz der Bestände.
  2. Zwischenschonmaße zum Schutz wertvolle Fische.
  3. Strenge Regeln für Gewässerbewirtschafter zum Schutz der Fische.

Christoph Wimmer

Verein zur Förderung des Angelsports

6 Responses

  1. Andreas Kapl

    Gehasstes Thema Catch an Release, also das fangen und freilassen von Fischen, ein schöner Bericht. Auseinandersetzen sollte man sich als Angler damit auf jeden Fall…

    Die eigentliche Kernaussage bei dem ganzen Thema ist doch „das es die Angelszene teilt“. Letzten Endes doch ein schweres Los, man erinnere sich da an Ost und West Konflikte die sich durch ganze Generationen ziehen. Nicht das ich C&R mit der Deutschen Teilung vergleichen will, um Gottes Willen, aber eine „Alte Generation“ Angler und eine junge zu einer Meinung zu bewegen, ich sehe es als unmöglich an.

    Nicht nur aus diesem Grund wir von den meisten C&R mittlerweile heimlich betrieben. Was gibt es denn für Optionen. Man muss auch den Umkehrschluss betrachten, dass Fangen und Freilassen eines Tieres ist unter dem Strich nicht richtig. Auch wenn alle Welt darüber diskutiert, ob Fische überhaupt Schmerzen empfinden. Wir setzen dem Fisch Stress und möglichen Verletzungen zu unserem Spaß aus. Was aber machen- nicht mehr angeln gehen? Alles mitnehmen was geht? Das kann auch nicht die Alternative sein. Also ein absoluten C&R macht in meinen Augen auch keinen Sinn.

    Die Essenz daraus kann nur sein. Jeder Angler sollte mit Vernunft rangehen, es liegt wie immer im Leben am „richtigen“ Maß der Sache. Man sollte also Verständnis dafür haben, wenn jemand Fisch entnimmt und auch für denjenigen, der zurücksetzt.

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  2. Mario Casty

    Es ist so ne sache mit der vernunft. Wo neid herscht,und das ist in jeder szene so, wird gerade beim angeln das hirn ausgeschaltet. Warum nicht in einigen gewässern schonmasse von bis rausgeben.sagen wir, forelle von 30-40 und hecht 80-100, und nur EIN fisch pro ttag( mehr kann ich in der grösse auch nicht essen).dann wäre es ein definierter mittelweg und niemand wird auf den schlips getretten. Ich persöhnlich finde c&r gut.nehme aber gerne auch mal etwas für den grill nach hause.

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  3. Uwe Schönl

    Es ist alle richtig was hier geschrieben wurde. Blos wie will man ein Problem wie den Hechtbandwurm in vielen bayerischen Seen bekämpfen mit C&R und man lässt den Endwirt (Hecht) im Wasser läßt?
    C&R ist ein sehrt interessantes aber auch schwiriges Thema.

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  4. Manfred Österreicher

    Ich bin auch gegen ein C&R Verbot , dafür würde ich so wie es an vielen Gewässern schon üblich ist vermehrt ein Höchst Maß einführen wie zum Beispiel Karpfen ab 60 cm oder so ungefähr müssen zurückgesetzt werden oder Hechte ab 80 cm usw.
    Somit haben alle was davon , die Fischesser ihre richtige Größe zum essen und die Großfischjäger ihre Kapitalen Fische.

    Lg Manfred und liebe Grüße vom http://www.fussfischer.at Forum aus Wien

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  5. Schierloh

    Catch & Release…

    ich habe viele Thesen und Argumente gehört und verstanden, welche die Befürworter einbringen und die Gegner von Catch & Release entgegnen.

    Generell finde ich diese Situation als unbedingt nötig und wertvoll für den Umwelt und Tierschutz.

    Wenn man sich diese Situation jedoch in anderen „Jagd – Bereichen“ vorstellt – das Angeln/der Fischfang ist eine Form der Jagd – dann empfinde ich die Diskussion als fragwürdig. Ein geharkter Fisch wird auf jeden Fall verletzt, wenn auch nicht schwer und tödlich, aber erleidet Schaden.
    Dieser Schaden ist bei der häufig praktizierten Catch & Release Methode häufig dem reinen Spaß am Drill bzw. der Jagd geschuldet. Ich frage mich ob man aus reinem „Spaß an der Freunde“ und teilweise geheucheltem Schutz der Gewässerökologie diese „Art“ des Angelsports betreiben sollte.

    Die andere Seite der Medaille sieht auch nicht besser aus. Viel zu viele „Nahrung-Erwerb-Fischer“ – damit sind weniger die kommerziellen, denn die privaten angesprochen – fischen und erlegen ohne jegliches Maß an das Bewusstsein des eigenen Verbrauchs noch der Nachhaltigkeit.

    Diese ganze Debatte sollte meiner Meinung nach nicht an den eigentlichen Problemen hinwegtäuschen. Der Angel ist im Grunde ein verordnungstreuer Mensch! Wenn man sich aber die Bestimmungen zu Fangmengen und Mindestgrößen von vielen Vereinen und Landesverbänden anschaut muss man sich nicht mehr wundern, dass Fischer und Angler regeln missachten und selbstständig zu eigenen Regeln zum Schutz des Bestandes greifen.

    Fangmengen zu groß, Mindestmaße zu klein! Häufig wird die Attraktivität der Gewässer über den Grundsatz der Nachhaltigkeit gestellt. Hier liegt – meiner Meinung nach – der Fehler.

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