Fliegenfischen liegt momentan zweifelsfrei  im Trend. Nun ja, es ist jetzt kein zweites Fußball oder so, aber man erkennt durchaus eine verstärkte Tendenz und auch vergrößerte Aufmerksamkeit zu dieser Art der Angelei. Auch jüngere Petrijünger können sich immer öfter vorstellen mit Trockenfliege und Streamer zu hantieren als es noch vor einigen Jahren der Fall war. Klarerweise wird man somit als aktiver Fliegenfischer mit Fragen von interessierten (noch) Nicht-Fluganglern konfrontiert. Die erste ist eigentlich – zumindest meiner Erfahrung nach – stets die selbe: ist Fliegenfischen schwierig?

Fliegenfischen offenbart herrliche Momente.

Fliegenfischen offenbart herrliche Momente.

Alles ist relativ
Ist 22 Grad temperiertes Wasser im Schwimmbad kalt oder warm? Ist das grüne Curry vom Thai ums Eck nun scharf oder mild? Ist Charlie wirklich ein cooler Onkel oder doch ein versoffener Taugenichts? Versteht ihr was ich meine? Wie so oft ist die Antwort auf derart dogmatische (und auch weltbewegend wichtige) Fragen nicht so wirklich klar. So ist es auch beim Fliegenfischen. In den letzen Wochen ist auf Österreichs größtem Online-Angelforum eine angeregte Diskussion über den didaktischen Start ins Fliegenfischer-Dasein geführt worden. Die einleitende Fragestellung eines Flugangel-Novizen dabei: Ist ein professioneller, oftmals mehrtägiger Kurs nötig, reichen die Verbesserungshinweise eines Freundes oder ist das Mysterium Fliegenfischerei gar autodidaktisch (mit Hilfe von Literatur und Youtube-Videos) erlernbar? Bis zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Textes konnte sich auch die – durchaus in der Materie bewanderte – Forumscommunity noch zu keinem allgemeinen Konsens durchringen. (Hinweis: zur Diskussion geht es hier.)

Deswegen antworte ich auch auf die Frage nach dem Schwierigkeitsgrad eher vorsichtig, bzw. ganz  austro-patriotisch neutral: Jein. Was allerdings sicherlich Fakt ist: Fliegenfischen erfordert mehr Übung als die meisten anderen Angelvarianten damit es richtig Spaß machen beginnt. Und um das geht es ja schließlich auch, immerhin verbringen wir Stunden um Stunden mit unserem Hobby, da kann doch ruhig auch der eine oder andere schöne Moment auch dabei sein… ;-)

Ein gut aufeinander abgestimmtes FliFi-Set. Copyright: Snap Outdoor

Ein gut aufeinander abgestimmtes FliFi-Set. Copyright: Snap Outdoor

Aber zurück zum Thema: Wie fang ich nun an mit der vermeintlichen Königsdisziplin der Fischwaid? Meiner bescheidenen Meinung erhöht man mit einem professionellen Kurs oder auch einem (wirklich fundierten) Fliegenfisch-Lehrer aus dem Bekannten- oder Freundeskreis die Chancen ungemein, dass sich die – nicht unbeträchtliche – Investition in das Flugangel-Tackle bezahlt macht. Ein weiterer Vorteil von Kursen ist der, dass man oftmals noch gar keine eigene Ausrüstung benötigt, sondern sich durch Leihgerät testet und so – quasi als Nebengeräusch – auch gleich die eigenen Material-Vorlieben vor dem Kauf feststellen kann. Wer dies nicht tun kann oder will, dem ist die Fliegenfisch-Allround-Regel empfohlen: die erste Rute sollte eine in #5 (gesprochen „Klasse 5“) mit einer Länge zwischen 8,6 und 9 Fuß sein. Dazu noch eine Schwimmschnur und eine bremslose Fliegenrolle. Damit kann man beim normalen Forellenfischen relativ wenig falsch machen und ist schon Mal eine Sorge los. Wie so oft gibt es natürlich auch hier fertige Sets. Da man mit dem gekauften Tackle allerdings auch länger als nur ein paar Wochen Spaß haben sollte, rate ich von Billigsdorfer-Sets, welche tutto completo meist unter 100 Euro zu haben sind entschieden ab. Im Normalfall erinnern diese Sets dank Klarsichtvollverpackung aber eh schon beim Anblick sehr stark an Kirtag-Klumpert (zu hochdeutsch: Kirmes-Nippes) und schrecken somit von vornherein vom Kauf ab.

Wie immer gibt es allerdings auch positive Ausnahmen von der Regel, und somit auch Fliegenfisch-Startsets welche gut aufeinander abgestimmt sind und Angelvergnügen über mehrere Jahre und somit auch verschiedene Stadien des FliFi-Daseins versprechen.

Allerdings sind diese verständlicherweise auch in höheren preislichen Ebenen angesiedelt, machen auf längere Sicht aber auch sicher Sinn. Wie so oft gilt auch hier die altbekannte Regel: wer billig kauft, kauft leider oft teuer.

Um die weitere Börserl-Belastung so gering als möglich zu halten fahren wir also mit der restlichen Start-Ausrüstung auf Sparschiene, bzw. hinterfragen einfach bei jedem Stück „ob das denn wirklich sein muss“. Glaubt mir, eine Frage die in eurer weiteren Flugangel-Karriere ohnehin mit Sicherheit immer und immer mehr vernachlässigt wird. ;-)

Copyright: Snap Outdoor.

Copyright: Snap Outdoor.

Fehlt nicht mehr viel
Also gut. Was brauchen wir noch? Im Endeffekt nicht mehr viel um zu starten. Grundsätzlich fährt man sicherlich bei derartigen Einkäufen mit der Beratung eines Händlers des Vertrauens am Besten. Im Snap Outdoor-Shop findet sich zum Beispiel ein ökonomisch klug zusammengestelltes Trockenfliegen-Starterset (siehe rechts), welches – wenn noch um ein paar Nymphen, Nassfliegen und Streamer ergänzt – eigentlich nahezu die kompletten Grundbedürfnisse des aufkommenden Stern am Flugangel-Himmel befriedigt. Mit Lösezange, Bissanzeiger, Polarisationsbrille und Maßband ergänzt ist die minimalste Minimal-Ausrüstung nämlich auch schon fertig. Vor allem bei der Brille sollte allerdings nicht gespart werden, da diese einerseits ein unerlässlicher Augenschutz ist (ich spreche aus sehr schmerzhafter Selbsterfahrung), andererseits durch die spezielle Beschichtung einen deutlich bessereren Blick in die Unterwasserwelt ermöglicht. Die hier verlinkte Brille glänzt zudem mit austauschbaren Gläsern und passt sich den Witterungsverhältnissen vor Ort somit perfekt an. Eine Fliegenweste ist zwar super und praktisch, aber für die ersten Stunden am Wasser ebenso vernachlässigbar wie eine Wathose oder ähnliches (Hier gehts übrigens zu meinen Tackle-Tipps für Fliegenweste). Da man zu Beginn ohnehin an einem „einfachen“ Wasser angeln sollte (d.h. gute Wurfmöglichkeiten nach vorne und hinten) und meiner Meinung nach mit der Schnur, bzw. der Wurfbewegung an und für sich ausgiebigst beschäftig ist, bietet es sich deswegen auch an vom Ufer zu fischen und nicht als zusätzlich Challenge auch gleich noch die Waterei ins Wasser kennen zu lernen.

Boxen und FliFi: Kein Widerspruch an sich.;-)

Boxen und FliFi: Kein Widerspruch an sich.;-)

Ladies and Gentlemen, let´s get reeeeeeeeeeeeady …
… to ruuuuuuuuumble. So weit, so gut. Wir wären also bereit für den Fight? Theortisch ja. Jetzt kommt das praktische, bzw. – um kurz noch beim Boxen zu bleiben – jetzt kommt die Angst vor dem ersten Treffer. Ich behaupte jetzt nicht, dass man Angst haben muss vor dem ersten praktischen Einsatz des ganzen gekauften Geräts. Aber es ist eben für den Sammler in uns oftmals schon sehr befriedigend einfach nur das ganze Zeug zu horten ohne selbst so richtig etwas zu tun. Und jetzt, ja jetzt geht eben das „tun“ los und mit ihm auch die Chancen für Fehler und Misserfolge. Und das ist doch eigentlich das schöne daran.
Erlaut mir nur noch eine weitere Kaufempfehlung für den interessierten Flugangel-Novizen auszusprechen, gut, eigentlich sind es zwei. Und sie bringen beim Wasser selbst auch nur wenig bis gar nichts, aber im Endeffekt auch sehr sehr viel. Hab ich genug den Riddler heraushängen lassen? Gut. Es geht um zwei Bücher, welche mir nicht nur am Beginn der Fliegenfischerei wirklich immens geholfen haben (und immer noch helfen), und welche ich allen Fliegenfischern ans schonbekahkte Herz legen möchte:

Das ist Fliegenfischen von Hans Eiber, und
Die Quintessenz des Fliegenwerfens von Mel Krieger

Ersteres ist ein klassisches Auf- und Erklärungs-Buch, welches von der Ausrüstung über die richtige Wurftechnik sowie Standort- und Fliegenwahl bis hin zum Landen des Fisches und Knotenkunde alle Aspekte des Fliegenfischens (zumindest kurz) aufgreift. Sogar ein kleiner Einblick auf die Fischerei abseits von Forellen und Co. wird hier gewährt. Meiner Meinung nach vor allem für den Start in eine – hoffentlich lange und spannende – Fliegenfischer-Karriere eine ganz tolle Lektüre.
Das zweite Buch ist mit 34 Euro nicht nur relativ teuer, nein, es ist es auch wert. Der mittlerweile leider verstorbene Überdrüber-Fliegenwerferei-Lehrer Mel Krieger hat es auf knapp 150 Seiten nicht nur geschafft die wichtigsten Wurftechniken anschaulich und schlüssig zu erklären, er gewährt mit diesem (eigentlich technischen) Buch auch sehr interesante Einblicke abseits der reinen Fliegenwerferei. (Anmerkung: zu meiner Rezension von „Die Quintessenz des Fliegenwerfens“ geht es hier.)

Ok. Ich denke das reicht. Für den Anfang. Bald werdet ihr nämlich auch gefragt: Und ist es schwer? Und könnt dann mit einem überzeugten „Jein“ antworten. Ich freue mich darauf den einen oder anderen Neu-Infizierten am Wasser zu treffen.

tight lines,

gue

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