Grundausrüstungen für Meeresangler – Teil 3
Die Qual der Geräteauswahl

Einerseits das dürftige Angebot in deutschen Angelläden, anderseits die Vielfallt des internationalen Angelgerätemarktes, zusät-lich die englischen Fachausdrücke und obenauf noch die Informationsflut aus der Internet Angelwelt. Wie sollen sich da eigentlich Anfänger einen Überblick verschaffen bzw. eine brauchbare Ausrüstung auswählen können?

Auch deshalb versuche ich mal, die für Anfänger und Umsteiger wichtigste Frage zu beantworten:
Welche Grundausrüstung(en) soll ich mir zulegen?
Der Übersichtlichkeit halber unterscheide ich bei meinen Geräteempfehlungen nach dem Angelrevier: „Offshore“, meint dabei: Weit vor der Küste, „Onshore“: Vor der Küste und „Inshore“: Am Riff und in den Flats. Selbstverständlich bin ich mir dabei sicher, dass auch andere Meeresangler, mit hier nicht aufgeführtem Angelgerät, ihre positiven Erfahrungen sammelten und sammeln werden. Grundsätzlich empfehle ich aber nur Sachen, die sich auch in der Praxis bewähren! Meine Kaufempfehlung von „gerade noch ausreichend und günstig“ bis „teuer aber beste Qualität“ hebe ich bei einigen Sammelfotos mit 1 bis 3 Pluszeichen ( ) hervor.
Ich starte mit dem Offshore-Angeln auf größeren Beifang, Tuna und Marlin. Die Rolle: Eine 50er (6/0er) Multirolle mit Schiebebremse sollte es schon sein! Meines Erachtens ist eine 50lb-Stand-Up Ausrüstung nicht nur eine „Allzweckwaffe“, sondern auch in Bezug auf Handhabung und Belastung für den noch etwas ungeübten Angler geradezu ideal!

Auch kann man mit dieser (gerade) noch mittlere Marline und Tunas auf die Schuppen legen. Wer sich später einmal mit großen Marlinen oder Tunas anlegen will, kommt aber an der Anschaffung einer 80lb (8/0) Rolle nicht vorbei.

Die Rute: Selbstverständlich muss es dann eine Stand-Up Rute sein. Eine solche sollte aus Gründen der mechanischen Belastung (Hebelgesetz) nicht länger als 6 Fuß (1,83m) sein, ideal ist 5 ½ Fuß (1,68m).

Leider haben Stand-Up Ruten meist Bezeichnungen wie: „30-60lb, 50-80lb, 30-80lb“ oder (schlimmer) „30-80lb“. Hier hilft nur ausprobieren und die Biegekurve (unter Maximalbelastung) beurteilen; meist hilft dabei der Mittelwert – „30-80lb“ ist dann eine „50lb-Rute“!? Eine gute Stand-Up Rute sollte eine schnelle und flexible Spitze haben; das Mitteldrittel muss die Federarbeit übernehmen, Handteil-Rollenhalter-Rutenfuß als Hebel wirken und alle drei eine optimale Einheit bilden. Die Kurve einer Viertelellipse kommt dieser idealen Biegekurve, sehr nahe!
Die Wahl der Leine ist ein unter Meeresanglern heiß diskutiertes Thema; wobei es meines Erachtens gerade für Anfänger hier nicht viel zu diskutieren oder entscheiden gibt, soll heißen: Beim Schleppen sollte ein Anfänger immer mit Mono (durchgehend) angeln. Beim Werfen von Poppern, Slidern oder anderen Kunstködern sollte er ebenfalls mit Mono starten und später, mit etwas mehr Übung, auch mal sein Glück mit Dyneema (Spectra) versuchen. Beim Jigging oder Grundangeln ist eine Dyneema-Leine plus (langem) Monovorfach die mit Abstand beste Wahl.

In der Regel stimmen bei Mono und (klassischem) Dacron die Tragkraftangaben der Leinenhersteller. Bei den Dyneema-Schnüren stimmen die Angaben leider nur in den seltensten Fällen. Wer das nicht glaubt, sollte einmal bei den einzelnen Fabrikaten die verschieden Tragkraftangaben in der USA, UK und D miteinander vergleichen. Auch deshalb teste ich alle meine Leinen mit der Federwaage; die dabei ermittelte maximale statische Zugkraft ist aber leider auch nur ein Vergleichswert. Wer wirklich wissen will, was seine Leine (bei einem Hook-Up) aushält, sollte zusätzlich auch noch mit gleichlangen Teststücken Fallversuche durchführen: Eine ½-Liter Discountflasche (Fallhöhe ab 30cm) reicht bei zirka eineinhalb Meter langen Proben vollkommen aus.

International werden die Monoleinen in Lb-Klassen eingeteilt; in Deutschland haben Durchmesser-Angaben Tradition: 30lb (0,55mm), 50 (0,70), 80 (0,90), 130 (1,20). Da leider auch diese Angaben oft „ungenau“ sind, messe ich die Durchmesser nach. Oftmals steht bei Dyneema (Spectra Braid) so etwas „PE 8“ drauf, bedeutet hier 80lb Tragkraft, analog dazu „PE 1 bis 20“.

Harness und Belt:

Meines Erachtens sollte jeder Meeresangler sein eigenen Harness und Belt mitbringen. Auch sollte er sein „Geschirr“ vor jedem Einsatz testen und anpassen.

Die Köder:

Bei den Offshore-Schleppködern gibt es nur eine Wahl: www.bluewaterfishing.eu – „Shop/Angebot“ – „BluewaterFishing Lures – die Modelle“ und/oder „Robertos Montagen“. Selbstverständlich berate ich Sie gerne und mache Ihnen ggf. ein, auf Ihr Reiseziel abgestimmtes Angebot. Auch für Segler habe ich immer sofort einsetzbare Lures auf Lager!

Jetzt meine Empfehlung für eine Anfängergrundausrüstung auf Segelfisch, Tuna und Beifangs – Onshore.
Als Rolle, zusätzlich oder als Alternative zu meiner Offshore Rollenempfehlung, ist der Einsatz einer kleinen Multirolle und zum Anwerfen eine große Stationärrolle (beide mit hoher Übersetzung) sinnvoll. Wobei aber solche Rollen unbedingt für den harten Einsatz im Salzwasser (Gehäuse, Getriebe, Bremse…) geeignet sein müssen!


Als Rute, zusätzlich oder als Alternative zu meiner Offshore Empfehlung, empfehle ich eine Jigging- und/oder Popperrute. Meines Erachtens sollte eine Jiggingrute 5 bis 6 Fuß und eine Popperrute 8 Fuß lang sein und das Wurfgewicht der Rute muss zu den gewählten Ködern passen.

Das Zubehör:

Jeder Meeresangler sollte eine brauchbare Anglerzange und ein salzwasserfestes Messer mitnehmen.

Die Köderpalette beim Onshore- und Inshoreangeln:

Auf diese Köder näher einzugehen, sprengt den Rahmen dieses Berichtes. Hier noch die wichtigsten Haken und Wirbel:

Meine Empfehlung für eine Anfängergrundausrüstung – Inshore. Rolle, Rute, Leine und Zubehör: In der Regel wie Onshore. Auf das hier sehr erfolgversprechende Salzwasser Fliegenfischen will ich nur kurz eingehen: Zwei Ausrüstungen in den Geräteklassen 8 und 10 finde ich sinnvoll. Die Ruten sollten 9 Fuß lang und die ganze Ausrüstung unbedingt salzwasserfest sein.

Ein anständiger Meeresangler muss immer und überall „fischgerecht“ angeln, soll sagen: Wer mit einer zu kleinen Rolle und/oder zu dünner/schwacher Leine angelt, riskiert wissentlich und somit grob fahrlässig einen Fischverlust durch „Leinenbruch“ und akzeptiert somit auch das langsame und qualvolle Sterben eines Fisches! Um dieses Risiko gering zu halten, hier meine Leinen- und Vorfachempfehlung: „min.“ heißt mindestens:

Fischart Leine in lb. (mm) Kapazität in Meter

Fischart Leine in lb. (mm) Kapazität in Meter Vorfach in lb. (mm)
Beifang *) bis 20kg min. 20 (0,45) min. 300 min. 80 (0,9)
Beifang *) bis 50kg min. 30 (0,70) min. 300 min. 100 (1,0)
Riffische min. 50 (0,70) min. 200 min. 130 (1,2)
Blue. u. Black Marlin min. 80 (0,90) min. 700 min. 400 (2,0)
Stripped Marlin min. 50 (0,70) min. 500 min. 200 (1,6)
White Marlin u. Sail min. 30 (0,45) min. 400 min. 150 (1,4)
Tuna  bis 100kg min. 50 (0,70) min. 500 min. 130 (1,2)
Tuna  ab 100kg min. 80 (0,90) min. 700 min. 150 (1,4)
Giant Trevallies  (GTs) min. 80 (0,90) min. 250 min. 150 (1,4)

„*“ z. B.: Wahoo, Goldmakrele, Kingfish, kleinere Thunfische, Bonitos

Selbstverständlich muss das Zubehör: Vorfächer, Haken und Wirbel auch entsprechend gewählt/angepasst werden. Da ich nicht (mehr) mit Vorsatz auf Haie angele, fehlen sie in der Tabelle.
Zum Abschluss noch mein Tipp zum Thema „Preis Qualität“ für diejenige, die das Meeresangeln wirklich ernsthaft und langfristig betreiben wollen: Billig ist letztendlich teuer oder irgendwann kaufen Sie sich ja dann doch eine „Silberne“ oder „Goldene“! Wer weiterführende Informationen sucht, dem empfehle ich unser Buch „BluewaterFishing“, Kosmos-Verlag, Stuttgart 2002, andere aktuellen deutsche Big Game Bücher und Magazine; selbstverständlich ist auch hier das englischsprachige Angebot viel grösser!

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.