Wer kennt nicht die Geschichten von Aalfängen in großen Stückzahlen. Vor 15-20 Jahren waren gerade an unseren Seen im Salzkammergut noch Fänge von 10-20 Stück pro Nacht an der Tagesordnung. Solche Erzählungen habe ich schon lange nicht mehr gehört geschweige den selbst erlebt.  In den letzten Jahren konnte ich in der Donau oder im Attersee zwar immer wieder Aale fangen. Es waren allerdings nie mehr als 2-3 Stück pro Tag.

Wer oder was ist aber schuld am Rückgang des Bestandes? Ich behaupte es gibt keinen Schuldigen – auch nicht der Ausbau der Wasserkraft. Der Aal ist mit Ausnahme des Flüsschens Lainsitz im Waldviertel nämlich kein einheimischer Fisch und kann sich in Österreich nicht natürlich vermehren!

Aber alles von Anfang an. Wie wir alle wissen kann der Aal nur in der Sargasso See laichen. Diese befindet sich im Atlantik in der Nähe der Bahamas. Aale im Laichfähigen Alter, je nach Breitengrad und Ökosystem zwischen 4-20 Jahren, treten die Reise bis in die Sargasso See an und sterben nach dem Ablaichen dort ab. Ohne etwas zu fressen, legen die Aale während ihrer Reise zur Sargasso See mehr als 5000km pro Jahr gegen den Golfstrom zurück. Die geschlüpften Larven schwimmen mit dem Golfstrom und erreichen als 7cm lange Glasaale, nach rund 3 Jahren, die europäischen Küstengebiete. Dann ziehen die Aale über die Flüsse zurück in ihre Heimatgewässer, von wo sie nach einigen Jahren die beschwerliche Reise zur Sargassosee antreten.


Aal auf einer größeren Karte anzeigen

Nach Angaben des WWF kommt der Aal der Atlantischen Küste Nordafrikas und Europas (inklusive Nordsee, Ostsee und Mittelmeer) sowie in Teilen Asiens vor. Wie wir alle wissen mündet die Donau allerdings in das schwarze Meer. Damit wäre der Aal in der Donau, mit all ihren Zuläufen, kein heimischer Fisch. Eine wissenschaftliche Begründung warum der Aal nicht über den Bosporus in das schwarze Meer zieht, konnte ich leider nicht finden. Eine mögliche Erklärung liegt im niedrigen Sauerstoffgehalt der tiefen Schichten im Schwarzen Meer. Eine andere Möglichkeit wäre, dass für die Larven der Weg über das Mittelmeer bis zum schwarzen Meer, ohne die Unterstützung des Golfstromes,  zu weit ist.

In einer Entscheidung der Europäischen Kommission vom April 2008 wird festgehalten, dass  das Schwarze Meer und die angeschlossenen Flusssysteme keinen natürlichen Lebensraum für den Europäischen Aal im Sinne der Verordnung (EG) Nr. 1100/2007 des Rates bilden. Diese Feststellung basiert unter anderen auf der folgenden, vorsichtig formulierten, Begründung.

Die wagen Formulierungen zeigen wie unsicher selbst die Wissenschaft in dieser Frage ist: „Es ist unwahrscheinlich, dass bei Einsetzung in die mit dem Schwarzen Meer verbundenen Flüsse eine umfangreiche Anzahl von Aalen die Geschlechtsreife erreichen und die Laichwanderung in die Sargassosee erfolgreich abschließen könnte. Außerdem ist es unwahrscheinlich, dass eine beträchtliche Anzahl junger Aale in die mit dem Schwarzen Meer verbundenen Flüsse aufsteigen, die Geschlechtsreife erreichen und dann ihre Laichgründe aufsuchen würde.“

Wenn nun aber die Donau keinen ursprünglichen oder nur einen sehr kleinen Aalbestand hat. Woher kommen und kamen die vielen Aale?  Die Erklärung dafür kann nur im Aalbesatz liegen.

Schon von 1909 gibt es Aufzeichnungen über Besatzmaßnahmen im Attersee. Damals wollte sich die Berufsfischerei eine weitere Einnahmequelle sichern. Der Aalbesatz erfolgte nicht nur im Attersee. Auch in vielen anderen Seen und Teichen und auch der Donau wurden und werden  Aale besetzt. Seit den 70iger und 80iger Jahren geht der Aalbesatz massiv zurück.

Da Aale normalerweise im Alter von max. 20 Jahren nach dem Ablaichen in der Sargasso See sterben, wird häufig von diesem Wert als maximales Alter ausgegangen. Würde dieser Wert stimmen müsste der Aal am Attersee schon seit einigen Jahren ausgestorben sein. Er wird aber auch dort noch regelmäßig und  in allen Größen gefangen. Also dürfte der Aal deutlich älter als 20 Jahre werden. Der WWF geht davon aus, dass Aale bis zu 50 Jahre, in Gefangenschaft sogar bis zu 80 Jahre alt werden können.

Im Attersee wurden seit den 70iger Jahren keine Aale mehr besetzt. Warum gibt es nach so langer Zeit sowohl kleine Exemplare von 50cm und große Exemplare von 1 Meter und noch mehr. Wachsen die Aale so langsam? Wird nach wie vor besetzt? Vielleicht kann diese Frage recht einfach über das Geschlecht der Aale beantwortet werden.

Im Gegensatz zu den weiblichen Aalen werden die männlichen Aale nämlich nur 50-60cm groß. Somit wären die kleinen gefangenen Aale Männchen und die großen Aale Weibchen.

Zur Beantwortung der Eingangsfrage hier die gesammelten Erkenntnisse:

  • Aale können sich (wahrscheinlich) in der Donau nicht auf natürlichem Weg vermehren.
  • Aale sind daher in der Donau kein heimischer Fisch.
  • Der aktuelle Aalbestand in Österreich stammt aus Besatzmaßnahmen.
  • Aale werden bis zu 50 Jahre alt
  • Der Aalbesatz erreichte in den 60iger Jahren seinen Höhepunkt und ist seit damals stark rückläufig.

Wird der Aal also in Österreich aussterben? Wenn ja – wann?
Auf Basis der oben angeführten Erkenntnisse lautet die Antwort: „Jein, erfolgen keine weiteren Besatzmaßnahmen werden die Aalbestände weiter stark schrumpfen. Über Umwege „Main-Donau-Kanal“ und diversen Besatzmaßnahmen in Deutschland werden aber immer wieder einzelne Aale nach Österreich kommen.“

Der Aal ist doch ein heimischer Fisch!

Das der Aal trotzdem ursprünglich ein in Österreich heimischer Fisch ist, haben wir dem Bodensee und dem Flüsschen Lainsitz zu verdanken.  Dieser in Österreich entspringende Fluss hatte schon immer einen guten Aalbestand, da er über die Moldau und die Elbe mit der Nordsee verbunden ist.  Diesem gutem Aalbestand verdankt auch die Waldviertler Gemeinde Aalfang ihren Namen. Diese Gemeinde war bereits im 16 Jahrhundert für die guten Aalfänge an den künstlich angelegten Wehren bekannt.

Er überwand früher sogar nachweislich den 21 m hohen Rheinfall bei Schaffhausen (AMANN, pers. Mitt.). Die natürlichen Wanderstrecken
der Aale sind heute jedoch häufig durch Wehre und Stauwerke unterbrochen.
Spindler, T.: Fischfauna in Österreich, Umweltbundesamt 1997

Weitere Informationen und Quellen:

http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=CELEX:32008D0292:DE:NOT

http://www.wwf.at/downloads/cms_uploaded/europaeischer_aal.pdf

http://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4ischer_Aal

http://www.oekf.at/Forum/viewtopic.php?t=327&sid=5061411cde7442b6185b845e3401e4a2

http://www.aalfreunde.de/Sections-article24-p1.html

http://www.geomix.at/oesterreich/Nieder%F6sterreich/Gm%FCnd/Amaliendorf-Aalfang.html

2 Responses

  1. Karl Karausche

    Wie so oft in Artikeln zum Aal wird vergessen, dass er über den Rhein auch im Bodensee beheimatet war. Er hat nachweislich den Rheinfall bei Schaffhausen überwunden. (Spindler, T.: Fischfauna in Österreich, Umweltbundesamt 1997)

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