Seit etwa 10 Jahren erobern einige Grundelarten die Donau und deren Zuflüsse. Vom Schwarzen Meer aus drängen Kessler-Grundel, Schwarzmundgrundel und Nackthalsgrundel stromauf.

Wahrscheinlich wurden sie als Kleinfisch oder Laich mit dem Ballastwasser der immer mehr werdenden Frachtschiffe (Rhein-Main-Donaukanal) eingeschleppt, da sie auch in einigen Regionen des Rheins schon sehr häufig sind.

Eines haben diese Grundeln gemeinsam, die zu einer Saugscheibe verwachsenen Bauchflossen und die Anspruchslosigkeit an die Nahrung. Sie fressen fast alles, sogar Kleinfische, die fast so groß sind wie sie selbst. Dadurch sind sie auch ernstzunehmende Nahrungskonkurrenten vieler anderer Fischarten, wie Barsch, Streber, Zingel oder der sehr seltenen Koppe.

In vielen Donaurevieren, besonders in Bereichen mit Blockwurfpackungen ist ein Grundfischen kaum mehr möglich, ohne ständig Grundelbisse zu haben. Gefangen werden sie auf Maden, Würmern, Fischfetzen, sogar auf Teig und Mais. Auch auf Gummifisch wurden schon welche erwischt.

Raubfische, wie Zander, Wels und Aalrutte haben sich bereits auf die Masse dieser Einwanderer eingestellt. Fast immer findet man Grundeln in den Mägen der Räuber. Allerdings sind die Grundeln auch Laichräuber, was sich wieder negativ auch auf den Raubfischbestand auswirkt. (und auch auf andere Arten). Die Zukunft wird zeigen in welche Richtung sich die Sache entwickelt und wie weit sich diese Fischarten noch ausbreiten werden.

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Ein Freund war bei einem Vortrag vom Bayrischen Landesfischereiverband über das Grundel Problem:

Die Kurzfassung:

  • 1985 wurden die ersten Marmorierten Grundeln im dt. Donaugebiet festgestellt
  • Diese wurden von den Kesslergrundeln fast vollständig verdrängt und ist jetzt nur noch in extrem kleinen Bestände hier
  • Die Kesslergrundel wurde ab etwa 2003/2004 von der Schwarzmundgrundel abgelöst und ist auch nur noch in ganz kleinen Beständen vorhanden
  • Die Schwarzmundgrundel ist möglichweise überhaupt kein (großer) Laichräuber, da ihr Verdauungstrakt auf Muscheln ausgerichtet ist
  • Jede Invasion läuft nach einem ähnlichen Schema ab: erst ein Massenvorkommen, dann ein Einbruch der Bestände mit einer Einnischung in einen freien Lebensraum (in diesem Fall die Steinpackungen)
  • Bei gefangenen Grundeln (in 15 Abschnitten zu je 200m auf Höhe Vilshofen) befanden sich zu 100% Barsche und zu 80% Aale
  • In Österreich gabs Versuche, die Steinpackungen mit Kies aufzufüllen. Das klappt sehr gut, scheitert großflächig aber an leeren Kassen, weil das Bauwerke sind und da Erhaltungspflicht besteht
  • Die Grundeln sind auf die Sgteinpackungen oder künstliche Verstecke angewiesen. In natürlichen Gewässern haben die ganz schlechte Karten

Aber was lässt sich aus diesen unzusammenhängenden Fakten schließen?

Seine Spekulation über die weitere Entwicklung:

  1. In einiger Zeit (wann auch immer) werden die Massenfänge an Grundeln zurückgehen und die sich fast ausschließlich in den Steinpackungen aufhalten. Dort lebt aber praktisch keine einheimische Art, ausser der Rutte, dem Aal und Barschen. Und die fressen die Viecher…
  2. Die Schwarzmundgrundeln fressen nur zu kleinen Teilen was anderes als Muscheln. Genaueres ist noch nicht bekannt, es wurde aber die TU München mit einem Forschungsprojekt beauftragt, das die Nahrungsgewohnheiten der Grundeln klären soll. Das es uns (als Fischer) so vorkommt, als würden die ALLES fressen, liegt dann „nur“ am Massenvorkommen….
  3. Über ein Raubfisch-Management, das Barsch und Aal forciert, lässt sich sehr wohl etwas gegen die Neozoen machen.
  4. Bricht das Massenvorkommen wie prognostiziert zusammen, bleibt eigentlich nur eine weitere Nahrungsquelle für Räuber, da die Grundeln Muscheln knacken, die ansonsten nur Karpfen und große Brachsen fressen können und sie so nicht in Konkurrenz zu einheimischen Arten treten.
  5. Wenn es in einigen Gewässern keine oder nur wenige Grundeln gibt liegt das am Fehlen bestimmter Muschelarten und den fehlenden Steinpackungen.

Hoffen wir das sich das bewahrheitet, so könnte sich das Problem von alleine lösen oder zumindest sich in Grenzen halten.

Eine Diskussion zu diesem Thema findet Ihr hier:

Grundelplage an der Donau

Danke an Willi und Gerhard Sauer für den Text, Bilder und Ihre Meinung

2 Responses

  1. Raro

    bei uns am Rhein zwischen Oberwinter und Brohler Hafen fängt man nur noch Schwarzmundgrundeln und ab und zu auch ein paar Kessler Grundeln, letztens hatte ich 80 Stück in nur 2 Stunden, man kann gar nicht so schnell neu beködern, wie die Grundeln wieder am Haken hängen, eine echte Plage, aber eine leckere, denn geräuchert schmecken die gar nicht schlecht, ist nur etwas mehr Aufwand, die kleinen Filetstückchen heraus zu pulen, einfach dicht hinter dem auch abschneiden und man hat ein schönes kleines Stück leckeren Fisch, lohnt sich aber nur bei größeren Exemplaren ab ca. 16 cm, sonst hat man mehr Arbeit damit als sonst etwas, einfach mal ausprobieren: http://youtu.be/5PlnDuT4S9s

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