Da mich die aktuelle Hitze leider auch kreislauftechnisch relativ fordert musste ich den geplanten FliFi-Trip mit einem sehr netten Angelkollegen an ein super Wasser leider verschieben (aber aufgeschoben ist ganz ganz sicher nicht aufgehoben ;-)) und ließ die Angelei mal Angelei sein.

Aber ganz und überhaupt? Dies dann wohl eher doch nicht, ich hab mir in den letzten Tagen jeweils in den Abendstunden Kurz-Sessions an einem meiner Jahreskartengewässer gegönnt. „Kurz“ bedeutet in diesem Fall zwischen einer und knapp zwei Stunden, danach ließ auch das – ansonsten sehr zuverlässige – Anti-Brumm nach und ich zog den Rückzug vor und überließ den schwarzen Schwärmen die dicht bewachsenen Uferbereiche des Bächleins. „Kurz“ bedeutet aber sensationellerweise zusätzlich auch alles andere als erfolglos.

Nachdem ich nun schon seit lägerem versuche erfolgreich auf Fliegen-Barben zu sein (siehe auch die Angelforum.at-Diskussion hier) konnte ich zwar in den letzten Monaten winzig-kleine BBs (Babybarben) das eine oder andere Mal überlisten, aber – um ehrlich zu sein – das waren pure Glückstreffer. Soviel vorweg: die vergangenen Tagen haben hier einiges geändert.

Nahezu in jedem tieferen Gumpen waren Weißfisch-Schwärme zu sehen, das (für dieses Gewässer) sehr untypische glasklare grünliche Wasser offenbarte Fisch in rauen Mengen. Aitel, Barbe und vereinzelt auch Nase und Forelle tummelten sich hier, dass es für den verschwitzten Fischer eine Freude war. Darunter auch einige kapitale Fische, aber das kannte ich ja aus den Jahren zuvor. Und auch, wie schwer diese zu überlisten sind.  Überall waren zudem Ringe von steigenden Fischen, paradiesisch. Also Trockenfliege rauf und los gehts. Nach ein paar Minuten waren zwar auch ein paar Flossenträger überlistet, allerdings gehörten diese der fingerlangen Kategorie an, einziger Ausreisser war ein schlanker Aitel, der die Daddy Long Leg mit Genuss nahm.

Schlanker Trockenfliegen-Aitel.

Schlanker Trockenfliegen-Aitel.

Am nächsten Tag wollte ich es dann doch auf die kapitaleren Kollegen probieren, da diese – wie bereits am Vortag –  im Fressrausch den Boden durchpflügten fiel die Fliegenwahl relativ einfach.  Zuerst versucht ich ein helles Bachflohkrebschen, das mir zwar zwei Jung-Aitel mit etwa 20 Zentimeter brachte aber die Big Boys blieben dennoch unbeeinruckt. Und dann, ja dann kam wiedermal die Stunde der supersimplen Peacock Beadhead-Nymphe.

Einfach zu binden, relativ hässlich, aber trotzem: Wunderwuzzis.

Einfach zu binden, relativ hässlich, aber trotzem: Wunderwuzzis.

Kleiner Exkurs: Ich muss jetzt echt mal eine Lanze für diese ganz einfach zu bindende Nymphe brechen. Wenn ich jetzt sage, dass ich im heurigen Jahr ungefähr drei Viertel aller Nymphen-Bisse auf dieses Muster bekommen habe, dann ist das wahrscheinlich noch untertreiben. Egal ob in Island, Österreich oder sonstwo: diese Nymphe fängt und fängt und fängt. Und das beste: sie hält auch noch deutlich länger als aufwändigere Fliegenmuster. Da ich bei den Farben der Köpfen zwischen Gold, Silber und Schwarz, und bei den „Krägen“ zwischen Gelb, Orange und dunkleren Naturtönen variiert habe, ist das Teil auch bei scheuen Fischen echt eine Bank. So, das wollt ich jetzt mal loswerden.

Zurück zur Hitzeschlacht. Also Superduper-Nymphe rauf und ab geht die Post. Nach drei Würfen vor den Schwarm ein Hänger. Eh klar, ist ja auch ein Tungstenkopf drauf und viel Astwerk im Bach. Was schlecht ist, da die gespookten Fische relativ lange brauchen um sich wieder zu beruhigen. Aber halt, der Hänger zieht stromaufwärts. Und bääääääng, Vorfachbruch am ohnehin schon viel zu starken 0,18er-Vorfach an meiner #3-Bachkombo. Shit, was war denn das? Gut. Beziehungsweise ganz und gar nicht gut, denn wie jeder Angler weiß sind solche Chancen  nicht so wirklich häufig. Bevor sich jetzt jemand über die viel zu leichte Ausrüstung mokiert: ich hatte – selbst schuld – ganz einfach nichts anderes dabei, bzw. ist das ganz einfach mein Standard-Bach-Tackle.

Krebs mit Aggressionspotential.

Krebs mit Aggressionspotential.

Aber gut, die restlichen Fische waren unbeeinruckt von dem Kurz-Drill, also neues Tippet rauf, gleiche Fliege und weiter gehts. Vorher wurde zur (eigenen und der der Fische) Kalmierung allerdings noch ein Bachkrebserl gefoppt, der – von meiner Annäherung – wenig beeindruckt gleich meine Kamera in Angriff nehmen wollte. Nun denn. Ein paar Würfe später konnte ich sehen wie der Schwarm sich plötzlich auf meine Nymphe stürzt und auch ein Biss war spürbar. Also Anschlag und dann mal nichts. Soll heissen ich hatte einen Fisch an der Angel, konnte allerdings mangels Flucht oder ähnlichem nicht sagen welchen. Plötzlich scherte eine größere Barbe gemächlich aus und schwamm mir entgegen. Und plötzlich war auch die Angel krumm, aber wie. Der Fisch brauchte wohl etwas um zu bemerken, dass die Sache einen Haken hatte. Was folgte war ein wilder Ritt samt Stolpereien meinerseits durch das Wasser um dem Schuppenträger ein bisschen zu folgen und die Ausrüstung zu entlasten. Der Drill ging über mehrere Minuten, immer wieder riss mir die Barbe die Schnur von der Rolle, jedesmal wenn ich dachte „jetzt ist sie müde“ kam eine weitere Flucht. Und immer schön in die Strömung rein. Als ich den Kraftprotz endlich in der Hand hielt zitterte ich grinsend. Als ich das Maßband ansetzte noch mehr. Beides. 60 Zentimeter geradeaus, ein Nacken breit wie ein Hecht. LEGEN … wartet … DÄR!

Und es geht doch.

Und es geht doch.

Meine erste Trophy-Barbe.

Meine erste Trophy-Barbe.

Und noch dazu auf viel zu leichtem Tackle.

Und noch dazu auf viel zu leichtem Tackle.

Ein wunderbarer Fisch, der trotz langem Drill auch für die schnellen Fotos keine Pause machen wollte. Jetzt weiß ich endlich auch, warum die Barbe der Bonefish des Süßwassers genannt wird. Wirklich spektakulär was hier abgeht, vor allem wenn man dank der eigenen Blödheit permanent mit einem Rutenbruch rechnen muss.

Makellose Fische.

Makellose Fische.

Natürlich wäre es nun der perfekte Zeitpunkt zum Heimfahren gewesen. Und natürlich juckt es nun ganz besonders in den Fingern noch ein paar Würfe zu machen. Wenige Minuten nach der 60er-Barbe nahm noch eine 45er vehement die Nymphe. Besonders beachtlich war auch, dass ich auf manche Drifts sogar zwei bis drei Bisse bekam. Weiteres Learning: Barben-Bisse sind die eine, Barben zu haken die andere Sache. Die Fische nehmen die Fliege sehr spitz und sanft, das weiche Maul hilft klarerweise auch nicht sonderlich. Ein weiterer starker Biss (vom Gefühl her sogar besser als die 60er) samt rasch folgendem Ausstieg beschloss schließlich die zweite Kurz-Angelsession.

Da alle guten Dinge ja bekanntlich drei sind, war auch der Sonntag-Abend für die Friedfisch-Fliegenfischerei reserviert. Wieder die gleichen Pools, und zum ersten Mal zeigten sich auch die Fische deutlich scheuer als die Tage zuvor. Die Bissfrequenz war zwar ähnlich, allerdings konnte ich nur wenige Fische auch tatsächlich landen.

Auch der dritte Abendsession-Tag war Fangtag.

Auch der dritte Abendsession-Tag war Fangtag.

Auf alle Fälle ist es jetzt amtlich, die Fliegenfischerei auf Barben hat mich voll in ihren Bann gezogen. Extrem kampfstarke Fische,  die noch dazu sehr sehr launisch wirken und selbst bei Bissen noch schwer zu landen sind. Fliegenfischerherz was willst Du mehr? ;-)
Tight lines, gue

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