Meine Knoten und Stahlmontagen

Für jede Anwendung gibt es eine Vielfalt von brauchbaren Knoten und Montagen. Welche davon die besten, schönsten und haltbarsten sind,  kann und will ich nicht entscheiden. Ich habe die zu mir passenden gefunden und kann diese auch unter widrigsten Umständen schnell und sicher ausführen. Nach meinem Dafürhalten sollte jeder Meeresangler seine eigenen Knoten suchen – und zwar nur solche, die er auch schnell erlernt, nicht allzu schnell vergisst und hundertprozentig von ihnen überzeugt ist. Auch sollte er sie zumindest einmal ausgiebig – statisch (mit Gewichten) und dynamisch (durch ruckartiges Ziehen) – testen.

Jetzt zu meinen Favoriten – ich hoffe meine Kurzanleitungen und Fotos sind halbwegs verständlich und auch nachvollziehbar!?

Den Schlaufen-Schnellknoten benutze ich für Vorfachschlaufen (bis 1mm Mono). Obwohl er etwas sonderbar ausschaut, ist er wirklich sehr sicher!

Den Spider-Hitch-Knoten benutze ich für Doppelleinen bis einschließlich Leinenklasse 50lb (0,7mm); der Knoten geht sehr flott von der Hand und bedarf nicht vieler Übung. Meines Erachtens muss er aber nach jedem Drill erneuert werden!

Die perfekte Beherrschung des Flecht-Knoten ist m. E. ein Muss für jeden Meeresangler! Er sollte aber nicht allzu eng/perfekt geflochten werden, will sagen: das Ende sollte problemlos durch die Lücken zurück gefädelt werden können! Dass Erlernen des Flecht-Knotens ist keine Hexerei, aber ohne mehrmaliges Üben wird das nichts!

Der Unit-Einfach-Knoten ist mein Universalknoten für kleiner Köder und Haken; der Unit-Doppel-Knoten mit zusätzlichem Wachsleinen-Puffer ist mein Wirbelknoten für Doppelleinen. Er ist schnell und einfach gemacht, aber wird ohne Übung (meist) leider wieder schnell vergessen.

 

Der Spectra+Mono-Knoten plus Zwischenwicklung/Puffer ist  meine Eigenentwicklung. Leider ist etwas Geduld und Üben für ihn notwendig! Ohne Zweifel ist das Einspleißen des Monos in hohlgeflochten Spectras immer besser als jeder Knoten – aber was macht man, wenn es mal schnell gehen muss, keine Spleiß-Nadel greifbar ist oder das Spectra nicht speißbar ist? Sectra = Dyneema.

Da ich bei Mono niemals Quetschhülsen verwende, gibt es ab 1,5mm Mono-Durchmesser für mich nur den Röhrchen-Knoten als sichere Verbindung! Leider braucht man für ihn etwas Geduld und ohne Üben wird das nie was!

Die Stahlseil-Schlaufe ist meine Standardverbindung für (V4A, 7×7) Stahlseile; dabei verwende ich aber immer nur genormte NICO-PRESS-Klemmen und eine entsprechende Zange!

So gemacht, ist die Stahldraht-Schlaufe sicher bzw. zieht sich nicht zusammen!

Der Vollständigkeit halber zeige ich jetzt noch kurz, was ich unter einer Top-Shot-Bespulung und einem Wind-On-Vorfach verstehe; ich bin aber der Meinung, dass die Beherrschung des Dacron-Mono-Einspleißen einen Anfänger überfordert!

 

Ein (klassischer) „Top-Shot“ setzt sich aus Dacron (als Backing) und Mono (als Top-Shot) zusammen. Ich kombiniere das Dacron und Mono im Verhältnis 2:1; für eine handelsübliche Wide-Spool-Rolle heißt das: 600 Yards Dacron plus 300 Yards Mono (in  gleicher Leinenklasse). Warum das Ganze: Man kombiniert so die Vorteile der beiden Leinentypen, hat eine fixe Markierung (bei auslaufender und einkommender Lei-ne) und – für mich das Wichtigste! – mit einer 900 Yards Monospule dreimal „frisches Mono auf der Rolle“; nebenbei spare ich mir auch noch einige Euronen!

 

 

Ein Wind-On-Vorfach ermöglicht es dem Angler den größten Teil des Vorfaches auf die Rolle zu spulen. Da kein Vorfach abgelegt werden muss, verringert sich auch die Unfallgefahr für Crew und Angler erheblich!

 

 

Klassisches Black-Dacron inklusive ausführlicher Top-Shot-Einspleiß-Anleitung“ kann man bei mir bestellen; auch baue und verkaufe ich Wind-On-Vorfächer! Anfragen an: ccr.rein@arcor.de.



Die Suche und Auswahl eines Reiseziels

Die Planung und Buchung eines Angelurlaubes ist nicht einfach und nach meinem Dafürhalten mindestens genauso wichtig wie die richtige Wahl des Gerätes und der Köder! In jedem Fall sollte man eine gute Portion Geduld dafür aufbringen,

 

etwas Flexibilität und Kreativität helfen immer weiter und ein gesundes Misstrauen bzw. kritisches Hinterfragen aller Angebote schadet ebenfalls nicht! Damit ich mich jetzt nicht im Angebots-Dschungel verirre oder in Details verliere, stelle ich gleich mein bewährte Entscheidungstabelle vor:

 

1 Was will/kann ich ausgeben? Meine Zielfische Reise ich allein oder mit Partner/Familie?
2 Will ich „Selfmade-Angeln“ und/oder „vollbetreutes Angeln“ betreiben?
3 Will ich nur klassisch Schleppen und/oder auch Jagd auf Riffbeißer machen?
4 Die Risiken am Urlaubsort? Die Stabilität des Wetters? Die Anreise? Land und Leute?
5 Die Erfahrungen und Tipps von Freunden und guten Bekannten bzw. deren Catch-Reports!
6 Ggf. auch Abgleich mit den Informationen aus der Literatur, Magazinen und dem Internet!?
7 Falls ich jetzt immer noch unschlüssig bin, entscheidet mein Bauchgefühl!

 

Zu 2: Was ich mit „Selfmade-Angeln“ und „vollbetreutes Angeln“ meine, kann der geehrte Leser in Teil I, Juni 2011 nachlesen.

Zu 5: Bei der Wahl eines Reiseziels sind deren persönliche Erfahrungen und Tipps für mich sehr wichtig; mehrere solche voneinander unabhängige Quellen sind der absoluter Glücksfall! Hochglanzbroschüren, Infos, Reports oder Tipps aus Magazinen und aus dem Internet bewerte ich nur als Zusatzinformation.

 

 

Jetzt zu den Reisezielen – entweder ich, Freunde oder sehr gute Bekannte waren schon mindestens einmal dort; vereinzelt handelt es sich leider nur um (ernstzunehmendes) Hören-Sagen. Zu vielen hier aufgeführten Reisezielen gibt es auf unserer Website www.bluewaterfishin.eu Reiseberichte und sogar einige Video-Clips!

 

Die von mir benutzten Abkürzungen der Zielfische – deren Reihenfolge ist meine Einschätzung der jeweiligen Chancen: SF = Schwertfisch, BM = Blauer Marlin, SM = Schwarzer Marlin, GM = Gestreifter Marlin, WM = Weißer Marlin, SEF = Segelfisch, BT = Blauflossen Thunfisch, YT = Gelbflossen Thunfisch, GAT = Großaugen Thunfisch, HT = Hundezahn-Thunfisch, BY = Beifang (Goldmakrele, Wahoo, kleinere Thunarten…), TA = Tarpon, PE = Permit, BF = Bonefish, GT = Giant Trevally und andere Riffbeißer, RO = Rooster Fish, PA = Palometa/Leerfish, WB = Wolfsbarsch, AJ = Amberjack, BH = Bronzehai.

Die besten Monate: 1 bis 12; die Charterkosten für „vollbetreutes Angeln“: 1 bis 3 (günstig – teuer – sehr teuer) „€“; „Selfmade-Angeln“ möglich: „%“; Angeln und Familie möglich: „F“; Gefahr von Tropenkrankheiten: „T“; Kriminalität überdurchschnittlich hoch: „§“.

Das Mittel- u. Rote Meer:

  • Adria: BT, AJ, BY, 6-10, €€, %, F
  • Ebrodelta: PA, AJ, WB, BY 6-10, €€, %, F
  • Rhonedelta: WB, PA, AJ, BY, 6-10, €€, %, F
  • Ägypten: BY, SEF, YT, GT, 5-10, €, %, §, F
Der Ostatlantik:

  • Azoren: BM, WM, GAT, BT, BY, 5-10, €€, %, F
  • Kanaren: BM, WM, BT, BY, 5-10. €€, %, F
  • Madeira: GAT, WM, BM, 5-10, €€€, %, F
  • Kapverden: BM, BY, GAT, 3-8, €€, %, §
  • Ascension: BM, BY, YT, 11-3, €€€
  • Portugal (Festland): BM, WM, BY, 5-10, €€€, F
Westafrika Küste:

  • Morocco: WM, BY, BT, 4-10, €€, F
  • Senegal: SEF, BY, BM, 6-8, €€, %. §, T
  • Liberia: BM, YT, BY , 3-9, €€, §, T
  • Elfenbeinküste: BM, YT, BY, 3-9, €€, §, T
  • Ghana: BM, YT, BY, GT, 3-9, €€, §, T
  • Guinée-Bissau: TA, BY, 11-5, €, §, T
  • Namibia: BH (vom Ufer), BY, 8-4, €, %, F
Ostafrika Küste:

  • Kenia: GM, SEF, BY, GT, YT, SF, 11-4, €€, %, F, T, §
  • Tansania: ähnlich Kenia
  • Mozambique: ähnlich Kenia
  • Madagascar: BY, GT, SEF, YT, BM, SM, 11-3, €€,%, T, §
Inseln im Indischen Ozean:

  • Mauritius: BM, YT, BY, SM, 11-5, €, %, F
  • Rodriguez: BY, YT, GT, HT, BM, SM, SEF, 11-5, €€, %, F
  • Seychelles: BY, SEF, YT, GT, BF, 11-5, €€, F
  • Malediven: SEF, GT, YT, BF, 10-4, €€, %, F
Mittelamerika:

  • Costa Rica: SEF, YT, BY, BM, SM, TA, PE, 5-12, €€, %, T, F
  • Panama: SM, BM, SEF, BY, RO, 5-10, €€€, %, T
  • Mexiko: GM, YT, BM, TA, PE, BF, RO, 1-11, €€, %, F
  • Guatemala: SEF, BM, RO, 5-10, €€€, %, T
  • Nicaragua: SEF,BY, TA, PE, BF,  BM, SM, BY, RO, 6-9, €€, %, T
Südamerika:

  • Brasilien: BM, WM, SEF, BY 9-2, €€€, %
  • Venezuela: BM, WM, SEF, SF, BY, 8-3, €€, %, T
Asien:

  • Thailand: BY, YT, SM, SEF, HT, GT, 4-9, €€, %, F, T
  • Andaman: GT, BY, SM HT, YT, 11-4, €€, T
Karibik:

  • Tobago: BY, TA, BF, SEF, BM, 2-5, €€, %,  F
  • Kuba: BY, TA, PE, BF, SEF, BM, 11-7, €, F
  • DomRep: SEF, WM, BY, BM, 04-11, €€, §, F
Nordamerika:

  • Hawaii: BM, GM, YT, BY, GT, 6-2, €€, %, F
  • Florida: TA, BF, PE, BY, SEF, SF, 2-10, €€€, %, F
  • Kalifornien: SEF, GM, YT, BY, 6-9, €€€, F
  • North Carolinas: BT, BM, BY, 6-10, €€€, F
  • Nova Scotia: BT, BY, 9-11, €€, F
Down Under:

  • Australien: SM, BY, SEF, GT, HT, BM, 3-12, €€€, F
  • Newsealand: GM, BY, SF, BM, 10-4, €€, F
Die Südseeinseln:

  • Fidschi: SM, BM, GM, BY, GT, 11-4, €€, F
  • Tahiti: SM, BM, GM, BY, GT, 11-4, €€€, F

 

Ablese-Beispiel für Rodriguez bzw. meine Einschätzung der dortigen Situation: Beifang sehr gut, Gelbflossen Thunfische, Hundezahn Thunfische und Giant Trevally gut, Blauer, Schwarzer Marlin und Segelfisch möglich; die Fangsaison geht von November bis Mai; die Charterboote sind teuer; aber dort ist auch „Selfmade-Angeln“ möglich; Familienurlaub und Angeln ist empfehlenswert; es gibt keine Tropenkrankheiten und keine überdurchschnittlich hohe Kriminalität!

Lieber Leser, unsere gemeinsame Reise durch die vielfältige, manchmal etwas exotische und in jedem Fall abenteuerliche Welt des „Meeresangelns in wärmeren oder tropischen Meeren“ ist jetzt (vorerst) beendet. Abschließend will ich noch  meine, in mehr als drei Jahrzehnten gereiften und bewährten Grundregeln vorstellen:

  • Meeresangeln vom Boot aus ist immer Teamarbeit und letztendlich fängt immer das Boot!
  • Wir Meeresangler neigen dazu mit einer rosaroten Brille und viel zu schnell Bordkameradschaften oder sogar Reisegruppen zu bilden – auch ich bin so schon mehrmals in die Falle getappt. Auch deshalb bilde ich heute nur noch mit solchen Anglern Teams, deren Fähigkeiten ich (beim Angeln und an Bord) kenne und weiß, was sie unter Belastung und bei Gefahrensituationen aushalten.
  • Ich bin sicher, dass Missgunst, Neid, Egoismus oder Streiterei an Bord die Fische vertreiben bzw. das Boot fängt weniger.
    • Eine große und bleibende Urlaubserinnerung braucht nicht nur Fangerfolg, sondern auch das Drum und Daran muss stimmen!

 


Meines Erachtens muss ein echter Meeresangler von sich aus nach Selbstverantwortung und Perfektionierung streben, soll auch sagen: Wer sich nach seinen ersten – meist sehr teuren! – vollbetreuten Angeltouren immer noch mit der der Aufgabe eines „Schnur-Einkurblers“ zufrieden gibt und/oder sich von der Crew rum kommandieren lässt, wird nie ein Meeresangler!

  • Ich halte mich in den einzelnen Ländern ohne Wenn und Aber an die dortigen Gesetze und Regeln, will auch sagen: Entsprechend suche ich auch immer meine Reiseziele aus bzw. ich weiß vorher ungefähr was mich dort erwartet!
  • Meeresangler müssen ehrlich zu sich selbst und auch zu andern sein – ihre Catch-Reports sollten (im Großen und Ganzen) stimmen!

 

Das letzte Wort hat ein großer unsere Zunft; Ernest Hemingway schrieb diese (von mir frei übersetzten) Zeilen 1937:

 

 

‚Angler haben ihre eigene Art, von ihren Kämpfen mit Fischen zu schwärmen, wobei sie leider gerne vergessen, dass der Fisch einen Haken im Maul hat und dass sein „sportlicher Kampfgeist“ in Wahrheit nichts anderes ist, als höchste Todesangst; dass es Panik ist, die ihn tauchen, hochschnellen und fluchtartig davon schießen lässt; bis er schließlich erschöpft aufgibt oder stirbt. Ein Angler muss immer daran denken, dass er entschieden im Vorteil ist, wenn der Fisch und nicht er den Haken im Maul hat! Wenn er sich mit Stolz an seinen Fang erinnern will, muss er den Fisch durch eigene Kraftanstrengung heranbringen, Rute und Rolle dabei mit den Händen halten. Verwendet ein Angler eine stärkere Schnur, darf er sich auch mit Hilfe eines Rückengurts der (zusätzlichen) Zugkraft entgegenstemmen. Niemand darf helfen, bis das Vorfach von einem Helfer gepackt werden kann. Stellt er aber Rute und Rolle ab oder befestigt er sie auf die eine oder andere Weise, sodass die vom Fisch ausgeübte Zugkraft stärker auf dem Boot als auf dem Angler lastet, dann angelt nicht er – das Boot angelt dann für ihn. (…) Wenn das Meeresangeln (Big Game Fishing) nicht zu einem reinen Egoisten-Wettbewerb verkommen sollte, bei dem es lediglich nur darum geht herauszufinden, wer die meisten oder den größten Fisch fangen kann, ohne Rücksicht auf das „Wie“, dann soll es so schnell wie möglich der Lächerlichkeit preisgegeben werden. (…)‘

 

 

Lieber Leser, ich gehe doch Recht in der Annahme, dass Sie  Ernest Hemingway kennen und zumindest seinen Roman „Der alte Mann und das Meer“ gelesen oder das erstklassische Hörbuch angehört haben – wenn nein wird es aber Zeit!

Robert Rein im Mai 2012

IGFA-Repräsentant in Bayern

IGFA-Kapitän

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