Trotz des Hypes um Gummiköder wie Twister und Shads, die bei richtiger Anwendung zweifelsohne zu schönen Erfolgen führen können, hat beim Zanderangeln der traditionelle Grundansitz noch immer seine Existenzberechtigung. Eine große Anzahl von Anglern liebt das beschauliche Warten hinter den ausgelegten Ruten in der Abenddämmerung oder bei Nacht. Es ist eben nicht jedermanns Sache, mit der Angel in der Hand die Ufer stundenlang abzuklappern. Ob das stationäre Anbieten eines toten Köders jedoch auch Erfolg verspricht, hängt in erster Linie vom Angelplatz und dem richtigen Zeitpunkt ab. Diese beiden Faktoren sind aber nicht Thema dieses Berichtes, denn wenn grundlegende Dinge in Sachen Montage und Technik falsch gemacht werden, wird man auch am besten Platz bestenfalls zaghafte Bisse, aber eher wenige Zander-Landgänge erleben. Darum möchte ich hier einige Feinheiten näher bringen, die ich beim Beangeln schwieriger Zandergewässer gelernt habe und die auch Sie einige Schritte weiter zum Erfolg bringen werden.
Das Grundangeln auf Zander sieht auf den ersten Blick einfach aus, und im Prinzip ist es das auch. Eine einfache Grundmontage, ein passender Köder und eine sichere Anköderungsweise genügen, um die Zander an den Haken zu bringen. Doch hier kann man auch viel falsch machen, wie leider nicht nur die Erfahrung, sondern auch einige fragwürdige „Praxistips“ in diversen Angelzeitschriften beweisen.
Die Montage: einfach ist Trumpf!
Beginnen wir bei der Montage. Hier heißt es wirklich: so einfach wie nur irgendwie möglich. Ich beschränke mich mittlerweile auf eine simple Laufbleimontage, bestehend aus Birnenblei, Gummiperle und Karabinerwirbel – und dies ist auch die Montage, die bisher für am wenigsten Fehlbisse und Ärger sorgte .
Als ich mit der Grundangelei auf Zander begann, zog ich statt dem Blei einen geraden Feederboom auf die Hauptschnur und hängte das Gewicht in dessen Karabinerwirbel, um das Blei bei Bedarf schneller wechseln zu können. Dies war jedoch ein Fehler in zweierlei Hinsicht: bei kräftigen Würfen schneidet sich die Hauptschnur in das Plastik des Booms und bleibt, wenn man dies nicht bemerkt, nach einigen Würfen darin in diesem Einschnitt stecken. Zudem bietet das Röhrchen mehr Reibungswiderstand als ein Blei mit Außenschnurführung.
Wie schwer soll’s sein?
Ein weiteres Problem ist die Wahl des richtigen Bleigewichtes. Angelt man in der Strömung, muss das Blei klarerweise so schwer sein, dass es nicht davon getrieben wird, sondern sicher am Grund liegen bleibt. Angelt man jedoch im Stillwasser oder in träger Strömung, hängt das Gewicht von der angestrebten Wurfweite ab, wo sich gleich wieder einige Probleme auftun.
1. Mit einem zu leichten Blei erreicht man die angestrebte Wurfweite oft nicht, es sei denn, man muss nicht so weit auswerfen.
2. Ein zu schweres Blei fördert Verhedderungen des Vorfaches mit der Montage. Im Flug eilt es dem (langen) Vorfach aufgrund der Leichtigkeit des Köders voraus. Je leichter der Köder, je schwerer das Blei und je kraftvoller der Wurf, desto eher kommt es zu Überschlägen. Und glauben Sie mir: es kann sehr ärgerlich sein, nach vier, fünf Stunden eine verhedderte Montage aus dem Wasser zu ziehen.
Der Optimalfall sieht so aus, dass im Flug der Köder dem Blei vorauseilt und man dennoch auf die angepeilte Distanz kommt, was bei den eher kleinen Zanderködern selten der Fall ist. Wie man sieht, muss man im stehenden oder leicht fließenden Wasser bei der Bleiwahl immer einen Kompromiss machen. Bei Köderfischen zwischen 10 und 15 cm habe ich die besten Erfahrungen mit Birnenbleien zwischen 30 und 50, maximal 60 Gramm gemacht. Bei einem gut gelungenen Wurf kann man im Flug die auseinanderstrebende Tendenz von Köder und Blei erkennen, gefolgt von zwei Eintauchringen an der Wasseroberfläche, die meist ein sicheres Zeichen dafür sind, dass die Montage sauber am Grund angekommen ist. Im Dunkeln hört man dann oft zwei Eintauchgeräusche, die ein beruhigendes Gefühl geben.
Holen Sie die Montage ein, wenn sie das Gefühl haben, irgendetwas hat nicht gestimmt. Überraschend oft hat sich dieses Gefühl bei mir bestätigt!
Eine gute Alternative zum Birnenblei ist das Tiroler Hölzl, das relativ sicher gegen Verwicklungen wikt. Zwar angelt man auf Zander für gewöhnlich nicht über schlammigem Boden, jedoch kann das grüne Ding an hängerträchtigen Stellen (Kanten, große Steine, Löcher) sehr hilfreich sein, da es beim Einholen wesentlich schneller aufsteigt als ein plumpes Birnenblei.
Das ganze Dilemma kann man sich natürlich sparen, wenn man nicht allzu weit auswerfen muss. Dann ist man mit einem 20-30 g schweren Blei gut beraten. In einigen Fällen kann man die Beschwerung sogar ganz weglassen, zB wenn die Zander in Sommernächten sehr nahe ans Ufer kommen und dort Kleinfische jagen.
Vorfachlänge
In den meisten Artikeln über das Zanderangeln werden richtigerweise lange Vorfächer empfohlen. Immer wieder bemerke ich jedoch, dass vielen Anglern der Sinn einer Veränderung der Vorfachlänge nicht verständlich ist, und mittlerweile glaube ich auch zu wissen, warum. Durch die Illustrationen in Büchern und Zeitschriften gehen viele ohne nachzudenken davon aus, dass die Montage schön gestreckt am Grund ankommt. In Wahrheit sieht es aber ganz anders aus. Nach dem Eintauchen zieht das Blei den Köder hinter sich her. Das Blei kommt auch zuerst am Grund an, während der Köder dann langsam an gestreckter Schnur absinkt, woraufhin er irgendwo neben dem Blei zu liegen kommt, d.h. das Vorfach ist – zumindest bei Stillwasser – nicht gestreckt, sondern liegt in Klängen am Grund, meist in unmittelbarer Nähe zum Blei. Nun wäre es fatal, es durch den Zug der Rute strecken zu wollen.
Nimmt ein Zander nämlich den Köder auf, hat er in alle Richtungen eine ganze Vorfachlänge Platz, um ohne jeglichen Widerstand mit dem Köder zu schwimmen. Hat man nun – wir nehmen einen Extremfall an – ein nur 20 cm kurzes Vorfach, wird er schon direkt nach dem Einsaugen des Köders den Schwindel bemerken. Meine Zandervorfächer sind darum mindestens 70 cm lang.
Im Fluss streckt zwar die Strömung das Vorfach, jedoch fällt dies nicht so ins Gewicht, da die Flusszander erfahrungsgemäß alles andere als zimperlich bei der Köderaufnahme sind. Dennoch benutze ich auch dann lange Vorfächer – für alle Fälle.
Vorfachmaterial
Vielen Anglern leuchtet ein, dass eine Hechtlandung mit einem Monofilvorfach, das für Zander geeignet wäre, nur selten glückt. Dennoch höre ich oft das Argument: „Ich fische auf Zander, da brauche ich kein Stahlvorfach.“ Das Gesicht eines solchen Anglers möchte ich aber gern sehen, wenn er den durch Zufall gehakten 90er Hecht vor dem Kescher aufgrund von Schnurdurchbiss verliert. Natürlich verbietet es auch die Waidgerechtigkeit, in Gewässern mit Hechtvorkommen einen Fischköder ohne hechtsicheres Material auszulegen. Und hechtsicher sind ausschließlich Stahl- und Titanvorfächer (auch Kevlar nicht!). An Hardmono scheiden sich die Geister, doch dies ist für unsere Zwecke aufgrund der Steifheit ungeeignet.
Höchst geeignet ist aber 7×7-Geflecht, das es von verschiedenste Herstellern gibt. Es ist weich und geschmeidig, lässt sich mit Klemmhülsen sehr gut verarbeiten und dürfte beim Anbiss wohl keinen Zander stören. Leider hat es auch signifikante Nachteile: es knickt leicht, verdrallt sich bei starken Würfen schnell und ist zudem noch ganz schön teuer. Die einzige brauchbare und merklich günstigere Alternative, die ich gefunden habe, ist Esox Super7 der Marke Drennan, und zwar die untersten Durchmesser. Dieses Material ist für Zander noch geschmeidig genug und absolut resistent gegen Hechtzähne. Ich stelle die Vorfächer mit dünnen Klemmhülsen und einer eigenen Klemmhülsenzange her.
Haken, Köder und Anköderungsweise
Die Wahl des Hakens und der Anköderungsweise richtet sich ausschließlich nach dem verwendeten Köder. Ein ganzer Köderfisch zwischen 10 und 15 cm ist ein typischer Zanderköder, der immer wieder Erfolg bringt. Welche Art man am verwendet, ist meist eher zweitrangig, viel wichtiger ist die Größe. Systeme mit mehr als einem Haken, wie man sie zum Hechtangeln benutzt, befinde ich für den Zanderansitz als ungeeignet. Ich will aber trotzdem einen schnellen Anhieb setzen können und einigermaßen sicher sein, dass der Fisch hängt. Obwohl es Tatsache ist, dass Zander auch mit relativ großen Köderfischen kein Problem haben, verwende ich im Sinne des schnellen Anhiebs und der Weidgerechtigkeit, lieber kleinere Fische – fingerlang ist genau richtig. Wie auch der Hecht, schluckt der Zander die Beute mit dem Kopf voran, wobei er – ähnlich wie der Barsch – einen Sog erzeugt und den Fisch praktisch einsaugt. Ein etwas kleinerer Köder ist schnell im Maul verschwunden, der Anhieb kann nach wenigen Augenblicken erfolgen. Immer wieder taucht in Internetforen die Frage auf, wie ein Köderfisch nun am besten angeködert wird, oft gefolgt von zahlreichen abstrusen Antworten. Meine Antwort: die sicherste und beste Methode ist das Aufziehen mit der Ködernadel vom Kopf her. Dabei ist es wichtig, die Nadel durch den ganzen Fisch zu führen und sie nicht etwa schon am Rücken austreten zu lassen, denn die Haut reißt leicht ein. Idealerweise kommt die Nadelspitze in der Mitte der Schwanzwurzel aus dem Fisch. Hier befindet sich eine Verhärtung, die den Fisch nicht so leicht einreißen lässt. Ein so befestigtes „Köderl“ übersteht selbst mehrere härtere Würfe, was bei Lipp- oder Rückenköderung nicht funktioniert.
Kurioserweise wird immer wieder der Einzelhaken für diese Methode empfohlen, was meinen Kollegen und mir anfangs auch Fische gekostet hat .
Wie das Foto zeigt, kann sich der Einzelhaken beim Biss drehen, was zur Folge hat, dass der Anschlag den Haken ins Fleisch des Köderfisches treibt. So kann kein Zander hängen. Ideal zum Aufziehen eignen sich Ryderhaken. Durch den flachgedrückten Hakenschenkel und die zwei Spitzen kann sich hier kaum etwas drehen, die Haken sind immer frei und fassen gewöhnlich sehr zuverlässig im Zandermaul (siehe Foto). Die Größe der Haken richtet sich wieder nach der Ködergröße, wobei ich zu etwas größeren Haken tendiere. Meist greife ich zu Größen zwischen 1 und 2/0.
Einzelhaken verwende ich, wenn ich mit Fischstücken angle, vor allem mit dem traditionellen „Schwanzerl“. Der Haken wird ungefähr in der Mitte der Schwanzwurzel durch die Verhärtung am Ende der Wirbelsäule gestochen. Auch dieser Köder hält mehrere kraftvolle Würfe aus. Aufgrund ihres weiten Bogens haben sich für diese Anköderung besonders Karpfenhaken bewährt.
Bissanzeige
Viele Zanderbisse bringen aufgrund der falschen optischen Bissanzeige keinen Fisch an Land. Swinger, die zum Karpfenangeln ausgelegt sind, kann man getrost vergessen. Auch die handelsüblichen Affenkletterer sind zu schwer. Am liebsten verwende ich darum ein kleines Rechteck aus feinem Styropor, das eingeritzt und am Ende des Schnittes mit einem kleinen Loch versehen wird. Nach dem Auswerfen führe ich die Schnur vor der Rutenspitze durch den Schlitz und sichere den Bissanzeiger mit einem Gummiring ab – so geht er nicht verloren. Erst jetzt lege ich die Rute ab und spanne die Schnur ganz leicht an. Durch das kleine Loch läuft das Styropor frei auf der Schnur und stört nicht beim Einholen oder Drillen. Die Methode ist zwar etwas altmodisch, aber sie funktioniert perfekt. Beim Angeln mit freier Leine kann man sogar die Richtung, in die der Zander zieht, eindeutig bestimmen. Bei Finsternis drückt man ein kleines Knicklicht in das Stückchen. Nicht zuletzt ist auch der optische Reiz beim Biss groß: das Dahinfahren des Styropors auf der Wasseroberfläche bringt fast denselben Nervenkitzel wie ein untergehender Schwimmer.
Der Zander muss nach dem Biss abziehen können. Man darf ihm nur so wenig Widerstand wie möglich entgegensetzen. Darum kommen nur zwei Methoden in Frage: das Angeln mit offenem Schnurfangbügel und mit Freilaufrollen. Keine Freilauffunktion der Welt gibt allerdings so widerstandslos Schnur frei wie der offene Bügel, weshalb ich immer wo es möglich ist, auf ihn zurückgreife. Dies funktioniert leider nur in stehenden und leicht strömenden Gewässern. Um ein unkontrolliertes Abziehen der Schnur zu verhindern, lege ich eine winzige Schlaufe unter einen Gummiring, der am Rutenblank befestigt ist. Beim kleinsten Zupfer wird die Schnur herausgezogen und läuft frei von der Rolle.
Die Freilauffunktion nutze ich nur bei Strömung, wo das Angeln mit offenem Schnurfangbügel unmöglich ist. Der Freilauf wird so eingestellt, dass die Strömung es gerade nicht schafft, Schnur abzuziehen.
Die Rute sollte gewöhnlich auf zwei Rutenhaltern liegen und so aufgestellt werden, dass sie mit der Schnur eine Linie bildet. So setzt man dem beißenden Fisch nicht den Reibungswiderstand entgegen, den die Schnur beim Gleiten durch die Ringe verursacht. Nur bei starker Strömung sollte die Rute steil aufgestellt werden.
Selbstverständlich kann man all diese Methoden auch mit elektronischen Bissanzeigern kombinieren.
Passen Sie jedoch auf, wenn Sie in der Nacht mit offenem Schnurfangbügel angeln. Dadurch, dass die Schnur bei einem Biss in leichten Klängen von der Rolle läuft, spricht der Bissanzeiger nicht immer an. Oft hört man nur einen einzigen Pieper, wenn die Schnur unter dem Gummiring hervorgezogen wird. Sollten Sie beim Nachtangeln manchmal einschlafen oder gar mehrere Tage unterwegs sein, stellen Sie lieber den Freilauf so leicht wie möglich ein, um bei einem Biss ein durchgehendes akustisches Signal zu erhalten.
Toller Bericht !!!
Die Sache mit dem Feederboom kann ich zwar so nicht bestätigen, allerdings baue ich mir meine „booms“ auch selber.
Aus einem leicht gebogenen Kunststoffröhrchen, mittig ein Wirbel und daran kommt per Edelstahldaht ein: Stein!
Denn ich möchte das Gewässer so wenig wie möglich mit „Abfall“ (wie z.B. Blei) belasten, falls mal eine Montage flöhten geht.
Aber ansonsten ist das ein sehr sachlich und kompetent verfasster Bericht.
Was mich noch interessieren würde: wie lange läßt du den Zander „laufen“ ?
Bis er nach dem abziehen das erste mal steht?
Gruß Alex
Hallo!
Danke! Ich schlage prinzipiell sofort an, sobald ich merke, dass Schnur genommen wird. Ist meiner Meinung nach eine notwendige Maßnahme, um verangelte untermaßige Fische zu vermeiden! Meist hängen sie gut!
lg
Bin begeistert, über Deinen Bericht;
Ich bitte Dich um eine Aufklärung, beim Bild „Anködern des Schwanzerl“ sehe ich den Haken nicht gebunden, sondern hängt nur in der Vorfachschlaufe. Ist dass mit Absicht?
Daniel bitte schreibe mir, ob es für diesen Bericht eine Neuauflage gibt? Bin 72 Jahre alt und beginne jetzt das Zanderangeln in der Donau. Bis jetzt leider ohne Erfolg.
Bitte schreibe mir. Danke.