Verti©Ball – perfekt geeignet fürs Vertikalfischen.

Ein harter Schlag durchfährt den Blank der kurzen Vertikal-Rute. Instinktiv setze ich den Anhieb. Es rührt sich im ersten Moment gar nichts; die folgenden schweren Stöße knapp über dem Gewässerboden lassen mich jedoch auf einen schweren Zander hoffen. Als der Fisch aber zum ersten Mal mit brachialer Kraft in die hart eingestellte Bremse geht, steht für mich fest, dass ich es mit einem großen Hecht zu tun haben muss. Ein Drill auf Biegen und Brechen verlangt mir alles ab, wieder arbeitet sich der Fisch mit einer energischen Flucht weg vom Boot. Nach bangen Minuten bekomme ich endlich zügig Schnur auf die Rolle; der Verbindungsknoten zwischen Hauptschnur und Vorfach erscheint, und plötzlich taucht der Hecht zum ersten Mal kurz unter der Wasseroberfläche auf. Was für ein Fisch!

Spezielle Bleigewichte wie der Verti©Ball lassen die No-Actions-Shads verführerisch im Wasser spielen.
Ob steile Ufer oder Flachwasserbereiche.
Strukturen müssen gefunden werden.

Nach einer weiteren haarsträubenden Flucht steigt der Kapitale an die Oberfläche, wenig später liegt er im Netz. Die Freude über diesen Hecht ist riesengroß, ist doch der Drill eines solchen Kalibers gerade beim Vertikalangeln etwas Außergewöhnliches. Mit knapp 15 Kilo bei einer Länge von 115Zentimetern ist der Fisch zudem extrem wuchtig. Das war nur eines von vielen tollen Erlebnissen, die ich beim Vertikalangeln bis dato hatte. Diese Art der Fischerei ist mit Sicherheit eine der effektivsten Methoden, um Zander & Co auf den Zahn zu fühlen. Die Ursprünge dieser Angeltechnik sind in Holland zu suchen, die Anwendung findet aber in den letzten Jahren auch in unserem Land Verbreitung. Mein Hausgewässer, der Ottensteiner Stausee, zählt zu den nachweislich besten Raubfischgewässern Europas, und ist zum Vertikalangeln wie geschaffen, was nicht zuletzt auf einer modernen, nachhaltigen Bewirtschaftung basiert. Das Gewässer erinnert mit seinen teils schroffen Felsformationen an einen skandinavischen Fjord, allerdings finden sich auch lange, flache Sandbänke. Die reich strukturierte Talsperre mit bis zu 450 Hektar Wasserfläche (vom Pegelstand abhängig), einer Länge von 14 Kilometern und einer maximalen Tiefe von knapp 60 Metern, bietet optimale Lebensräume für Raubfische. Vertikalangeln ist eine der am besten geeigneten Bootsangelmethoden, um derartige Talsperren wie die in Ottenstein eine ganze Saison über zu befischen. Fast lautlos nähert man sich den Spots, wo mit Bissen zu rechnen ist – und das in Wassertiefen von 30 Meter und mehr. In der warmen Jahreszeit, wenn gerade der Zander flache, beschattete Zonen bevorzugt, kann diese Methode auch bei Minimaltiefen bis zu 1,5 Meter erfolgreich sein.

Speziell für das Vertikalangeln entwickelte Bleiköpfe mit Gewichten bis zu 30 Gramm besitzen einen sehr kurzschenkeligen Haken; so bleibt die Beweglichkeit des Gummifisches erhalten. Ein Zusatzdrilling im hinteren Drittel ist absolut notwendig. An diesen „Easy-Ball“-Systemen werden defensive „No-Action Shads“ wie V-Tails oder „Pin-Tails“, sowie speziell in der wärmeren Jahreszeit auch „Low- Action-Shads“ wie der Kauli (kleiner Schaufelschwanz) montiert. Die Ködergröße hängt im Prinzip von der Größe der natürlichen Beutefische ab, Köder zwischen 8 und 12 Zentimeter sind aber grundsätzlich die richtige Wahl. Die Methode hat noch weitere Vorteile: Es gibt sehr wenige Hänger, sogar an schwierigsten Stellen, da der Köder immer knapp über Grund präsentiert wird. Die vertikale Präsentation erleichtert auch die deutliche Bisserkennung. Nachteilig ist, dass die Methode nur vom Boot aus sinnvoll betrieben werden kann, was nicht an allen Gewässern möglich ist. Damit der Köder wirklich möglichst senkrecht am Boot in der Tiefe läuft, ist es notwendig, das Boot mittels E-Motor (stufenlose Schaltung) permanent gegen Wind und Strömung auszurichten, aber dennoch langsam driften zu lassen. Es gibt sogar schon speziell für diese Methode entwickelte Motoren. Wer jedenfalls einmal eine Attacke auf einen Vertikalköder erlebt hat, den lässt diese Art zu fischen nicht mehr los – ganz nach der Devise: „In der ruhigen Hand liegt die Kunst.“

Infos über das Vertikalangeln am Stausee Ottenstein unter www.stauseefischer.at

Erstveröffentlichung dieses Artikels in Fisch und Wasser Ausgabe 5/2011

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