Ohne lange Flugreise inklusive Jetlag machte sich Rudolf Thurner auf die Suche nach starken, schlanken Kämpfern – und fand sie in der Barbenregion vor den Toren Wiens.

Es gibt ihn doch, den Bonefish des Süßwassers,  und es gibt ihn auch bei uns im kleinen Bach, diesen Ausnahmekämpfer.

Die Barbe,  ist ein Vertreter der Karpfenartigen (Cypriniden) und gilt als  Leitfisch der nach ihr benannten Flussregion.

Sie kommt unterhalb der Äschenregion vor,  wo die Bäche schon etwas wärmer, aber doch noch sauerstoffreich sind. Der Schwechatbach, etliche Kilometer oberhalb seiner Mündung in die Donau, ist so ein Bach, in den bei Hochwasser immer wieder stattliche Exemplare aufsteigen, um ihr Laichgeschäft zu verrichten. Die Barbe mit ihrem muskelbepackten, spindelförmigen Körper und ihrem rüsselförmigen unterständigen Maul an dem fleischige Lippen  mit vier Tastbarteln sitzen, ist wie geschaffen für unsere  strömungsreichen Bäche. Mit  seinen starken,  rötlich gezeichnet Flossen, glänzt dieses Kraftpaket bei der Nahrungsaufnahme am Grund gelblichgolden in der Sonne,  aber auch, wenn es sich im Drill mit aller Macht vom Haken befreien will. Ja, ich wollte sie befischen, die kampfstarke Barbe, die ich schon als kleiner Junge mit der Grundangel und dem Glöckerl an der Rutenspitze aus den Fluten der Donau fischte und die mir mit ihrer Kraft und Ausdauer schon damals viel Freude  bereiteten.

Doch dieses Mal sollte es mit der Flugangel und der Nymphe sein.  Eine schwierige Aufgabe – ich hatte zwar in den vergangenen Jahren immer wieder Teilerfolge, aber meinem Gefühl nach waren das immer nur Zufallsfänge.

Nun wollte ich sie gezielt fangen, da ich in meinem Revier im Schwechatbach beim Forellenfischen eine Gumpe voll mit Barben entdeckt hatte.

Bei Barben scheint sich die Kampfkraft der Regenbogenforelle mit der Hinterlist des Karpfens zu paaren, deshalb entschied ich mich für eine Bachrute der AFTMA – Klasse 6 mit einem etwas stärkerem Vorfach.

Schon zu Hause hatte ich beim Fliegenbinden mit einigen Barbenmustern experimentiert. Eines davon gefiel mir besonders gut: ein etwas größeres Köcherfliegenmuster mit einer großen Tungstenperle, damit die Nymphe auch richtig tief am Grund geführt werden kann. Dies war das erste Muster, das ich, am Barben – Pool des Baches angekommen, anknüpfte.

Langsam und sehr vorsichtig watete ich seitlich von unten an den Pool heran, immer darauf bedacht, die im Auslauf des Pooles stehenden Fische nicht zu vergrämen. Denn flussaufwärts flüchtende Fische könnten sämtliche Besiedler der Gumpe beunruhigen – und das wäre das Letzte gewesen, was ich wollte. Die ersten Würfe  mit meiner Nymphe landeten im Auslauf des Pools; ich bekam relativ rasch einen Biss und war diesmal fast ein wenig enttäuscht, als ich eine Regenbogenforelle landete.

Ich war ja auf Barben fokussiert..

Nachdem ich mich vorsichtig noch einige Schritte weiter vorangetastet hatte, begann  ich seitlich der Gumpe mit dem Tschechisch – Nymphen, einer Methode,  bei der durch Heben der Rutenspitze und Mitgehen mit der Strömungsgeschwindigkeit immer Kontakt zur  Nymphe gehalten werden kann.

Nach dem vierten Wurf kam der Hänger, es rührte sich zunächst gar nichts. Das allerdings änderte sich blitzartig, und plötzlich hatte ich alle Hände voll zu tun, um meine Beute nicht nach wenigen Sekunden wieder zu verlieren. Barben verstehen es wie kaum ein anderer Fisch – ausgenommen der Bonifish in den tropischen Mangroven – Flats -, die

Strömung zu ihren Gunsten auszunützen. Die großen Flossen werden dabei wie Segel aufgestellt, um sich dem Zug zu widersetzen.

Der Torpedofisch. Im Gegensatz zur Regenbogenforelle, die noch kurz zuvor  an der Oberfläche gekämpft hatte und gesprungen war, bohrte sich dieser Fisch wie ein Torpedo in den Grund des Gewässers und versuchte immer wieder,  das Vorfach an großen Steinen zu sprengen. Zum Glück war der Gumpen nicht groß, und die Wahl eines stärkeren Vorfaches erwies sich als goldrichtig. Nach etlichen, vom Kreischen der Rolle begleiteten Fluchtversuchen erlahmten ihre Kräfte allmählich, und ich konnte einen wunderschönen Fisch über den Kescherrand führen.

Die Freude war groß, denn es war mein erster gezielt gefangener Süßwasser – Bonefish. Ich verlor an diesem Tag noch zwei Fische, die taktisch besser eingestellt waren als ich, aber dann konnte ich doch noch einen tollen Kämpfer überlisten, um ihm anschließend die Freiheit zu schenken.

Dies wird für mich sicher nicht der letzte Angeltag dieser Art bleiben. Was gibt es Schöneres als ohne Flugreise mit der Fliegenrute auf Bonefish zu angeln? Und ganz ehrlich: Bonefish und Barbe sehen einander irgendwie doch ziemlich ähnlich, oder?

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