Der Huchen war bis ins frühe 20. Jahrhundert in der österreichischen Donau und in fast allen ihrer größeren Zubringer kein seltener Fisch. Durch vielfältige Verschlechterungen seines Lebensraumes ist er heute leider fast überall verschwunden, im Wesentlichen kann er nur mehr in der Mur und in der Pielach gute Bestände aufrechterhalten. Auch in der Wachau, der Drau, der Gail und der Enns gibt es noch nennenswerte Vorkommen, diese werden aber erheblich durch Besatzmaßnahmen gestützt. Kleinere Bestände kommen darüber hinaus in Flüssen wie der Ybbs, der Traisen oder der Sulm vor, durch Besatz auch in der Salzach und im Inn. Die Mutterfische für die künstliche Vermehrung kommen heute direkt oder indirekt fast auschließlich aus der Mur. Aus diesem Grund wäre es mittel- und langfristig der Todesstoß für die Art in ganz Mitteleuropa, würden die wilden Murhuchen verschwinden.

In der niederösterreichischen Pielach lebt ein besonders gut reproduzierender Bestand, beschränkt allerdings auf eine Strecke von nur etwa 35 km. Besatz wurde seit Jahrzehnten nicht mehr durchgeführt. Eigentlich ist es gar nicht so leicht zu erklären, wieso sich gerade hier ein so guter Bestand halten kann. Weite Strecken der Pielach sind hart reguliert, ausgeleitet oder durch Staue von Kleinkraftwerken unterbrochen. Dazwischen gibt es aber auch recht naturnahe Abschnitte mit naturnahen Kiesbänken und guten Futterfischbeständen, und wahrscheinlich klappt hier die natürliche Vermehrung am besten.

Kleiner, makelloser Huchen aus der Pielach. Ein typischer Naturfisch!

Das konnte ich im letzten Jahr selbst beobachten. Schon von weitem sind Huchenlaichplätze als helle Flecken am Gewässergrund erkennbar. Die Rogner bewegen beim Ausheben dieser Laichgruben („Riebe“) bis über eine Tonne an Schotter, lockern ihn dadurch und schwemmen Feinanteile aus. Damit wird eine gute Versorgung der Eier mit Sauerstoff gewährleistet.

Naturnaher Pielach-Abschnitt Laichgrube

Auf dieser Laichgrube geben sich verschiedene Huchen ein Stelldichein. An der Pielach laichen Huchen früher als in den kalten alpinen Flüssen, meist Ende März bis Mitte April. Die Tiere lassen sich aufgrund ihrer Größe und Färbung recht gut individuell unterscheiden. Das Punktmuster auf dem Kopf ist bei jedem Tier unterschiedlich ausgeprägt.

2 Huchen auf der Grube. Milchner im Vordergrund Huchen-Portrait. Das helle Maul ist leuchtet auffällig durch die Wasseroberfläche

Pielach-Huchen sind deutlich stärker gefärbt und deutlich dichter pigmentiert als etwa Huchen aus der Drau oder Enns. Die kupferrote Färbung ist während der Laichzeit und bei Milchnern (Männchen) besonders stark ausgeprägt. Der Rogner ist in der Regel weniger intensiv gefärbt. Neben der Korpulenz von laichschweren Rognern ist die Färbung das einzige Merkmal, mit dem sich die Geschlechter beim Huchen unterscheiden lassen.

Zwei große Rogner und ein Milchner (oben). Es treiben sich im Bereich dieses Laichplatzes bis zu 5 große Huchen herum. Wahrscheinlich laichen hier mehrere Rogner ab. Vielleicht eine Art „Arbeitsteilung“ beim Ausheben der Grube?
Immer wieder versucht ein kleines, noch nicht verfärbtes Männchen, in die Nähe des Laichgeschehens zu kommen. Der große Milchner verjagt den kleinen bis über die anschließende Furt, und muß sich querlegen, um über die seichte Furt wieder zurück zum Rieb schwimmen zu können. Der kleine Milchner tut sich da bei weitem leichter und steht wenige Minuten später wieder hinter der Grube. Im entscheidenden Moment – wenn der Rogner die Eier abgibt, wird er versuchen, seinen Samen darunter zu schummeln …
Rogner beim Erweitern der Laichgrube. Der Wasserschwall lässt erkennen, welche Kräfte hier im Spiel sind.
Nach dem Abgeben der Eier legen Huchen eine kurze Pause ein, bevor der Rogner das Gelege mit weiteren Schwanzschlägen überdeckt

Das Laichgeschäft zieht sich bis in den Abend. Schließlich muss ich aufgrund der Dunkelheit mein Fotoshooting beenden. Wichtig beim Fotografieren von laichenden Fischen ist ein Pol-Filter, um die Wasserspiegelung zu reduzieren. Lichtstarke Objektive und eine hochwertige Kamera sind entscheidend, um auch bei knappem Licht noch scharfe Aufnahmen der sich rasch bewegenden Tiere machen zu können.

In der heutigen Zeit ist es ein großes Privileg, so faszinierende und große Tiere vor der Haustür beobachten zu können. Oberstes Gebot dabei muss sein, die Fische dabei nicht zu stören oder gar die Laichplätze zu betreten. Auch bei der Fischerei auf Huchen ist eine möglichst schonende Vorgehensweise und größtmögliche Zurückhaltung bei der Entnahme angebracht! Besonders entscheidend, um diese Tiere auch für die nächste Generation erhalten zu können, ist aber der Schutz ihres Lebensraumes! Angesichts der Entwicklung der letzten Jahre, dass auch die Verbauung der letzten Huchenflüsse nicht mehr Tabu bleibt, finde ich wichtig, dass dieser Fisch auch in der breiten Öffentlichkeit die Aufmerksamkeit bekommt, die er verdient. Um laichende Großsalmoniden zu beobachten, braucht man als Österreicher (noch) nicht nach Alaska fliegen!

5 Responses

  1. _Bleikopf-Einzelkaempfer_

    DIe Bilder sind echt der Hammer! Einfach nur krass. Viel bessere wird man kaum wo finden !!

    Weiter so!!

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  2. Clemens

    Hallo Vorposter!

    Danke für die netten Worte!
    Ich hatte an dem Tag echt Glück das volle Programm der Verhaltensweisen am Laichplatz „in den Kasten“ zu bekommen.

    Clemens

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  3. willi Pürzelmayer

    Hi Clemens!
    Gratuliere dir zu den wirklich traumhaften Fotos und tollen Berichten. Nicht nur über „unseren“ Huchen sondern auch deine Asienberichte über Äschen und Co sind super gemacht. Deine Einstellung zur „Bewirtschaftung“ von unseren Gewässern kann ich auch nur teilen. Weiter so!
    Lg Willi

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  4. ulli k.

    bin nur zufällig hier gelandet. bin auch kein angler(mehr).
    ich ziehe den hut vor dieser vorbildlichen wissenschaftlichen arbeit.
    ich danke ihnen und werde sie im auge behalten.

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