Wir haben den 10 Juli. Der Wecker läutet um 03.00! Ich schmeiß mich voll motiviert aus dem Bett denn heute steht ein Karpfenansitz auf der Donau am Programm. Die Chancen stehen gut, das Wetter ist konstant, der Wasserstand einen Meter über normal, ich bin gut vorbereitet!! Nach der Morgendusche nehme ich noch ein ausgiebiges Frühstück zu mir denn der Tag wird lang! Das Auto habe ich schon am Vortag beladen um in der Früh ein wenig Zeit zu sparen. Ein kurzer Blick auf die Wasserstandsprognose im Internet sagt mir das heute mit einem leichten Steiger von ca. 10cm zu rechnen ist! Perfekt!!! Ich gehe nochmal alles im Kopf durch damit ich ja nichts vergesse. Paaast, alles mit!!!Ich starte das Auto, ich bin leicht angespannt,  die Freude ist groß, ich habe ein gutes Gefühl! Am Weg zur Donau gehe ich einige Dinge durch! Wieviel Blei werde ich heute brauchen? 170g oder vielleicht doch 220g weil das Wasser steigt und mehr Druck auf die Hauptschnur wirkt?? Wo werde ich das Futter einbringen? Auf der Kante zum Hauptstrom oder doch lieber im Kehrwasser weil die Strömung schneller ist als bei niedrigerem Wasserstand?? All das und noch viel mehr beschäftigt mich sehr denn es kann über Erfolg und Misserfolg entscheiden!
Ich bin am Altarm, wo meine Zille liegt angekommen! Es ist noch dunkel und ich beginne die Zille zu beladen. Ich muss ein paar mal vom Auto zur Zille laufen bis alles beladen ist, wie immer zu viel Tackle mit, man könnte ja doch das eine oder andere brauchen. Nach ein paar Ruderschlägen bin ich etwa in der Mitte des Altarmes und sehe einige Karpfen aufgehen! Sollte ich nicht doch lieber da meine Montagen auslegen? Nein, der Strom ruft!!!
Endlich am Spot, es dämmert, es ist sehr ruhig! Das einzige was ich höre ist das leise dahin tuckern eines Frachtschiffes und die Wellen die es gegen die Buhnen schlagen lässt.  Ich bin im Himmel!!! Die Buhnen schauen noch leicht aus dem Wasser, der Strom drückt das Wasser über die Buhne. In der Mitte des Buhnenfeldes scheint das Wasser zu stehen. Sind vielleicht Unterströmungen vorhanden die mir das Futter wegspülen?? Unter dieser scheinbar stehenden Fläche habe ich Tage zuvor mit dem Echolot ein Plateau ausgemacht, einige Krautstängel befinden sich drauf. Ich beginne mit dem Aufbau meines Tackles. Die Ruten fertig montiert beginne ich mit der Spodrute zu füttern. Ich verteile 10kg Partikel ca. 3m vor der Strömungskante zum Hauptstrom, fürs erste! Man kann sich denken wie oft ich werfen muss bis das Futter draußen ist!

Ich werfe die erste Montage mit 170g  aus und merke das ich mehr Blei brauche, der Druck des Kehrwassers auf die Schnur ist zu groß! Nächster Versuch mit 200g, die Montage versetzt noch gute 3 Meter nach links und bleibt liegen, sehr gut. Ein kurzer Ruck damit ich sicher gehen kann dass es kein Hänger ist! Dasselbe mit der zweiten Rute. Die Fallen sind gestellt, endlich kehrt ein wenig Ruhe ein und ich setze mich in meinen Sessel. Die Ruhe hält nicht lange an, ein treibender Ast, schon fast ein Baum, verfängt sich in der Schnur meiner rechten Rute. Der typische Alltag eines Donaufischers!! Wieder neu ausgeworfen setze ich mich wieder hin und döse für einige Zeit ein. Ich werde wieder wach und die Uhr sagt mir dass es 09.45 ist! Ich frage mich wo heute nur, der von mir verhasste City Liner wohl bleibt? Da braust er auch schon dahin und versetzt mir meine beiden Montagen einige Meter. Die Wellen, die das Schiff verursacht sind mit denen der Frachtschiffe nicht zu vergleichen! Wie viele Jungfische wohl diesmal wieder auf der Schotterbank verenden?  Ein Blick zum Highpod, noch immer kein Biss!

Was hab ich falsch gemacht? Hat die Sogwirkung der Schiffe mir das ganze Futter weggespült? Hab ich vielleicht das Futter am falschen Platz eingebracht und es kam niemals am Grund meines Spots an weil starke Unterströmungen herrschen? Nein, die Gelben sind heute noch nicht vorbeigekommen, das ist alles, rede ich mir ein!! Meine Theorie bewahrheitet sich kurz nach 10.00! Ein Vollrun lässt meinen Delkim aufschreien. Ich sprinte zur Rute und setze einen Anhieb! Yessss…!!! Der sitzt!! Der Drill wird zum Kampf, der Fisch stellt sich in das Kehrwasser wie ein Segel, schwer aber doch gewinne ich Schnur! Nochmals nimmt mir der Karpfen meterweise Schnur von der Rolle. Ich habe Angst den Fisch zu verlieren wenn ich zu viel Druck ausübe, aber ich muss!! Es vergehen geschätzte 20 Minuten und der Schuppi mit 8,60kg landet endlich im Kescher. Der makellose Schuppi nach einer Fotosession wieder zurückgesetzt und ich werfe einen Blick ins Buhnenfeld! Ich sehe 2 Plastikflaschen und Äste wie sie sich im Buhnenfeld im Kreis drehen. Plötzlich rollt ein Gelber…noch einer…wieder einer!! Aller höchste Zeit um nachzufüttern!! Mach ich es nicht, ziehen sie weiter! Die nächsten 10kg Partikel bringe ich mit der Spodrute raus, ein paar Boilies gehen mit auf die Reise. Die restlichen 5kg heb ich mir für später auf!

Es geht Schlag auf Schlag! Jetzt sind sie da!!! Ich kann innerhalb von 2 Stunden 5 Karpfen zwischen 6 und 10kg zum Landgang überreden. Was für ein Tag! Wie viel Schneider musste ich hinnehmen um dann endlich so einen Tag zu erleben!? Leider sehr viele!! Danach wurde es ruhig, es scheint so als ob sie weitergezogen sind! Hab ich zu wenig gefüttert? Ist der Futterplatz jetzt leergefressen?? In diesem Moment tanzt der Swinger auf und ab. Ich rechne mit einer Brachse und nehme demotiviert die Rute in die Hand und setze den Anschlag. Mein Gegenüber lässt sich ohne viel Wiederstand reinholen. Als sich die vermeintliche Brachse plötzlich als stattlicher Amur entpuppt und in Ufernähe Volldampf gibt erlebe ich einen Adrenalinschub von der feinen Sorte!! Minuten später liegt er auf der Matte, mein erster Donauamur mit 14,60kg!

Dieser Ansitz blieb mir bis heute und wird mir für immer in Erinnerung bleiben, denn ich musste einige Schneidertage einstecken um diesen Tag zu erleben!!!

Meine Montagen:
Sind ganz einfach gehalten! Simple Line Aligner Kombi-rigs (Fluocarbon+Geflecht)! Etwas Knetblei am Verbindungskoten welches das Vorfach am Boden hält. Die Vorfachlänge wähle ich zwischen 25 und maximal 35 cm da das Vorfach dadurch in der Strömung nicht „flattert“ und sich besser am Untergrund ablegt, anders als im Ausstand wo ich unter 20cm lange Vorfächer fische. Die Vergangenheit hat auch gezeigt dass diese Längen Aussteiger minimieren!  Bleigewichte je nach Strömungsdruck zwischen 120 und 220gramm. Das Ganze mit einer Festblei (Safty Bolt) kombiniert! Da viele Hindernisse über und unter Wasser vorhanden sind verwende ich 15-20m 0,50ger Schlagschnur (mono).

Eine 0,50 Schlagschnur ist nicht übertrieben! Bleigewichte bis 220g sind oft nötig!

Meine Futtertaktik:
Da meiner Meinung nach Karpfen ihre Zugrouten und natürlichen Futterplätze haben und immer wieder aufsuchen, versuche ich diese zu finden und vor dem Fischen die markanten Spots wie Krautfelder, Muschelbänke, Übergänge von harten auf weichen Boden, …etc. zu füttern! Je nach Jahreszeit, Strömung und Wassertemperatur füttere ich zwischen 5 und 30 kg pro Tag! Da viele Weissfischarten vorkommen und die Strömung einiges wegspült sind solche Mengen keineswegs übertrieben.
Um die Karpfen länger am Futterplatz zu halten wird nicht alles auf einmal verfüttert sondern zu Beginn ein Drittel, der Rest über den ganzen Tag verteilt.

Als Futter verwende ich Mais, Weizen, Hanf, Tigers, Boilies, Pellets,…zum größten Teil Partikel! Der Mais wird aufgekocht um die Stärke in Fruchtzucker umzuwandeln denn so wird er geschmackvoller und leichter verdaulich was wiederum den Appetit anregt!! Umso kleiner das Futter, desto länger brauchen die Fische um satt zu werden, somit werden sie sich länger am Spot aufhalten.Deshalb füttere ich haupsächlich Partikel. Viele meinen dass mit solchen Methoden nur Weißfische angezogen werden, aber ich finde genau das bringt den Erfolg denn durch das Fressen der Brachsen, Nerfling,… entsteht mehr Futterneid!! Selektiert wird sowieso mit dem Hakenköder!
Das Futter bringe ich mit meinem Schlauchboot oder mit der Spodrute aus. Lange Futterkampagnen brachten nicht unbedingt mehr Erfolg, da Flusskarpfen meiner Meinung nach immer weiter ziehen sobald der Futterplatz leergefressen ist.

Hotspots:
Strömungskanten, Löcher, Sandbänke, Krautfelder, Muschelbänke, Kanten, Plateaus, Buhnenköpfe, Buhnenfelder, Übergänge und vor allem natürliche Futterplätze!!!

Spotsuche:
Für die Spotsuche verwende ich eine Markerrute, Echolot oder mein Tauchtackle! Für die Suche mit der Rute habe ich nur ein Grippablei am Ende der Hauptschnur! Eine klassische Markermontage ist wegen der Strömung ja leider nicht möglich! In der Absinkphase des Bleies kann ich ungefähr die Tiefe ermitteln. Sicher nicht die genaueste Methode aber ich bekomme einen groben Überblick! So finde ich Kanten, Plateaus,…usw.! Damit ich weiß wie der Grund beschaffen ist ziehe ich das Blei darüber um festzustellen ob er schlammig, kiesig, lehmig,…etc. ist!
Damit ich mit der Rute mehr spüre verwende ich eine geflochtene Schnur da diese eine geringe Dehnung ausweist, im Gegensatz zu monofiler Schnur! Das Echolot setzte ich eigentlich nur nach starkem Hochwasser ein um zu sehen ob sich die Strukturen wesentlich verändert hat! Das Tauchtackle wird nur da eingesetzt wo es die Strömung zulässt! Das ist die einzige Möglichkeit um 100% sicher zu sein wie der Grund beschaffen ist!!

Köder:
Als Hakenköder verwende ich Hartmais gekocht, Boilies, Pellets und Frolic. Pineapple Pop up`s haben mir schon einige 2 stellige Carps gebracht! Natürlich alles an der Haarmontage angeboten


 

Zum Schluss möchte ich noch sagen das die Donaufischerei, ins besonders die Karpfenfischerei für mich eines der schönsten Dinge ist, auch wenn es oft sehr mühsam ist und ich meistens mehr Schneidertage einstecken muss als erfolgreiche Tage!!

Eine Antwort

  1. Die neue Generation

    […] der heimischen Neunaugen Michael Zeman – Faszination Meerforelle … Patrick Wanhal – Karpfenfischen am Donaustrom Robert Rein – Auf pfeilschnelle Kämpfer und stählerne Muskelpakete – Teil 1 Roland […]

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