Schnelles Wasser, verschiedene Strömungen und tiefe Löcher – einige Schwierigkeiten, die der Fliegenfischer meistern sollte um schlussendlich zum Erfolg zu kommen. Zum Glück gibt es einige Trick- und Spezialwürfe, die uns dabei helfen, unsere Fliege bestmöglich zu präsentieren. Einer der wichtigsten dieser Würfe ist der sogenannte Parachute-, Pile- oder Fallschirmwurf.
Dieser Wurf wird von Unwissenden oft als Wurffehler oder gar schlechter Wurf interpretiert, hat es aber wirklich in sich und ist wohl einer der wichtigsten Spezialwürfe, die man für das Anbieten von künstlichen Fliegen vor allem in schnelleren Gewässern beherrschen sollte. Durch ihn kann die saubere Drift einer Trockenfliege verlängert werden, Nymphen bringt man auch im schnellen Wasser auf die gewünschte Tiefe. Aber auch einige andere Vorteile bringt dieser Wurf mit sich.
Die Basis dieses Wurfes ist der Überkopfwurf, aber auch mit Wasserwürfen wie dem Rollwurf oder Switch-Cast lässt er sich sehr gut ausführen. Wie beim normalen Überkopfwurf beschreibt man in der Vorwurfbewegung eine gerade Bahn, die jedoch nicht parallel zum Boden (horizontal), sondern in einem Winkel von 30-60° nach oben verläuft. Das heißt, dass wir wieder eine gerade Bahn mit unserer Rutenspitze beschreiben und versuchen die Schnurschlaufe eng zu halten, um nicht an Schnurgeschwindigkeit zu verlieren.
Wie beim normalen Überkopfwurf ist auch hier der abschließende Stopp am Ende der Bewegung sehr wichtig, um der Schnur den nötigen Impuls zu geben und die Schnur zu
kontrollieren.
Um diesen Wurf zu erlernen gibt es auch Vorübungen, die auf der Wiese geübt werden können:
- Legen sie die Schnur durch einen Rückwurf auf den Boden und lassen sie diese dort in einer gestreckten Position liegen. Nun haben sie genügen Zeit, sich auf den Vorwurf zu konzentrieren und ihn langsam durchzuführen. Wählen sie am Anfang eine nicht allzu steile Wurfbahn und versuchen sie diese einzuhalten!
- Versuchen sie einen Rückwurf mit ansteigender Geschwindigkeit zu machen um Wurfenergie zu bekommen, gehen sie dann kraftlos in die Vorwärtsbewegung und schleißen sie mit einem Stopp in einer hohen Endhaltung der Hand und des Arms den Wurf ab
- Machen sie mehrere Lehrwürfe und versuchen sie den Bewegungsradius zu variieren bzw. zu verlagern. Ihre Wurfbahn wechselt von horizontal zum Boden in eine Gerade, die jeweils in einem bestimmten Winkel zur Horizontalen steht. D.h. wenn die Rute vorne etwas tiefer stoppt, muss sie hinten etwas höher stehen bleiben um die Gerade einzuhalten, und natürlich auch umgekehrt, wie wir es für den Parachute brauchen
Die Fliege fällt nun wie an einem Fallschirm (engl.: Parachute) hängend herunter und das Vorfach und die Fliegenschnur fallen in sich zusammen. Je nach Steigung des Winkels der Wurfbahn fällt mehr oder weniger Schnur zusammen.
Durch ein absenken der Rutenspitze am Ende der Vorwärts-Bewegung können wir diesen Effekt noch verstärken bzw. kontrollieren.
Je nach Strömungsgeschwindigkeit oder Wassertiefe empfiehlt es sich nun mehr oder weniger Schnur zusammen fallen zu lassen. Beim Fischen mit der Nymphe bewirkt dieser Effekt, dass eine Nymphe in der Strömung leichter sinken kann. Sie wird nicht durch die Oberfläche des Vorfachs beim Sinken gebremst, da dieses in lockeren Schlägen übereinander bzw. nebeneinander liegt und so weit aus weniger Widerstand gegen das Wasser hat als ein gestrecktes Vorfach. Auch leicht beschwerte Fliegen und sehr kleine Nymphen kann man auf diese Art tiefer anbieten und auf zusätzlich Beschwerungen verzichten.
Die zusammengefallene Fliegenschnur wirkt sich zudem sehr gut auf die Drift aus. Unregelmäßige Strömungen können so ausgeglichen werden und die Nymphe bekommt erst dann einen unnatürlichen Zug sobald sich die gesamte Fliegenschnur und das Vorfach gestreckt haben. Wir gewinnen dadurch wertvolle Sekunden und eine natürliche Drift der Fliege, die auch als „Dead-Drift“ bezeichnet wird. Für diese Art der Präsentation empfiehlt sich auch die Verwendung eines Bissanzeiger oder einer Sichthilfe, da die vorsichtigen Bisse sonst oft nur schwer erkannt werden können.
Durch diesen Wurf kann auch die zugfreie Drift einer Trockenfliege verlängert werden, da Vorfach und Fliegenschnur sich zuerst strecken müssen um die Fliege zu bewegen. In einem gegenüberliegenden Kehrwasser hat so manche durch diesen Wurf angebotene Trockenfliege schon die eine oder andere Sekunde länger verbracht und so zum Erfolg geführt! Aber auch normal stromauf oder- ab präsentiert schadet ein leichter Parachute-Effekt im Vorfach fast nie, um die Fliege vor unnatürlichem Zug durch schnellere Strömungen zu schützen.
Erfolgreich mit dem Parachute Wurf! |
Große Vorteile bietet der Parachute auch wenn man Schnur im Wasser „wenden“ möchte. Wenn man die gestreckte Fliegenschnur in eine andere Lage bringen möchte, passiert es oft dass man die Fliege oder Nymphe am Ende des Vorfachs bewegt bzw. wieder anhebt. Das kann zu einem Untergehen der Trockenfliege oder einem ungewollten aufwärtsbewegen der Nymphe führen. Durch den Fallschirmwurf haben sie genügen Spielraum in ihrer Fliegenschnur um diese anzuheben, ohne dass sich ihre Fliege von dem gewünschten Zielort entfernt, und ihre Fliegenschnur in die ideale Position am Wasser zu bringen.
Ein Tipp zum Menden: Versuchen sie immer zuerst die Schnur so weit als möglich aus dem Wasser zu heben, gehen sie erst dann in die gewünschte Richtung nach links oder rechts. Wir beschreiben also einen rechten Winkel mit der Rutenspitze – Anheben -> dann erst Position verändern! Durch das Anheben der Schnur kann diese leicht und ohne viele Geräusche in eine andere Position gebracht werden. Wenn man zu schnell den direkten Weg geht bleibt die Schnur meistens im Wasser hängen und es bleibt ein großer Bogen der unsere zugfreie Drift um einiges verkürzt. Und denken sie immer daran: herunter kommt sie immer ganz von alleine, je weniger sie tun desto sanfter wird sie wieder am Wasser aufkommen!
Die Fliegenfischerei hat sich in den letzten Jahren immer mehr großer Beliebtheit erfreut und das hat natürlich auch zu einem größeren Befischungsdruck geführt. Aber nicht nur die Fischer sondern auch die Fische haben dazu gelernt. Wenn man einige Tricks wie den Parachute-Cast beherrscht, kann man dennoch den einen oder anderen Fisch mehr fangen!
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